Der Musikproduzent und DSDS-Juror Dieter Bohlen hat mit ablehnenden Äußerungen über die Sanktionen gegen Russland für Unverständnis gesorgt. Nachdem er sich über Sanktionen des Westens gegen Russland geärgert hatte, hagelte es Kritik - in den sozialen Medien und auch von prominenten Stimmen wie SPD-Chefin Saskia Esken.
Bohlen wehrt sich gegen die Vorwürfe und lässt wissen: »Ich bin absolut gegen den Krieg.« Zuvor hatte ein Video Unmut ausgelöst, in dem der 68-Jährige bei einer Podiumsveranstaltung der Business-Plattform »Entrepreneur University« redet. AfD-Chef Tino Chrupalla twitterte, Bohlen vertrete den Standpunkt seiner Partei.
Mit Blick auf die Politik zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sagt er darin: »Wenn die diese Sanktionen zum Beispiel nicht gemacht hätten und man hätte sich vernünftig an einen Tisch gesetzt, ja, dann bräuchten die Leute jetzt nicht diesen ganzen Firlefanz machen.« Weiter sagt Bohlen in dem kurzen Clip: »Jetzt müssen wir frieren, jetzt müssen wir dies und das, das ist doch alles scheiße aus meiner Sicht.«
Esken reagiert empört
Das Video entstand Ende August und begann am Mittwoch, sich in den sozialen Medien rasend schnell zu verbreiten. Auch SPD-Chefin Esken reagierte - mit Empörung: »Wie moralisch verkommen muss man sein, für einen billigen Applaus diesen entsetzlichen Krieg auszublenden, die Angst und das Leid und den Tod, die er verursacht?«, twitterte Esken. »Und sich über das Frieren «und all den Firlefanz» zu beklagen, das ihn als Superreichen doch ohnehin nicht trifft?«
Ihm wegen seiner Äußerungen eine politische Richtung zu unterstellen, sei falsch, teilte Bohlen der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag mit. »Ich wünsche mir nichts mehr, als dass dieser Angriffskrieg endet, damit das Leiden in der Ukraine ein Ende hat und wir alle wieder in Frieden leben können. Ich bin absolut gegen Krieg. Ich möchte, dass die Lage deeskaliert.« Konkret zu den Sanktionen äußerte er sich zunächst nicht weiter.
Umfangreiche Sanktionen gegen Russland verhängt
Als Reaktion auf den im Februar von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine verhängten viele westliche Staaten - darunter auch Deutschland - umfangreiche Sanktionen. Diese sollen dem Kreml vor allem die Finanzierung des Krieges erschweren. Zu den Strafmaßnahmen der EU zählt etwa ein weitgehendes Öl-Embargo. Auf Eis liegt nun auch das Gas-Pipeline-Projekt Nord Stream 2.
Bohlen wurde bekannt als Sänger und Komponist des international erfolgreichen Popduos Modern Talking (»You're My Heart, You're My Soul«), das auch in Russland sehr populär war und ist. Derzeit sitzt er in der Jury der letzten Staffel der RTL-Castingshow »Deutschland sucht den Superstar« (DSDS), deren Ausstrahlung für Anfang 2023 geplant ist.
Auch RTL äußerte sich auf dpa-Anfrage: »Das Sterben in der Ukraine kann niemandem egal sein. RTL Deutschland berichtet seit Februar ausführlich in zahlreichen, teils ganztägigen Sondersendungen bei RTL, ntv und auf seinen digitalen News-Angeboten über den Krieg, um die Menschen hierzulande umfassend auf dem Laufenden zu halten«, teilte eine Sprecherin mit. »Darüber hinaus helfen wir auch mit der Stiftung RTL, wo wir können.«
AfD-Chef schlägt sich auf Bohlens Seite
Aber Bohlen, der nun zum 19. Mal Jury-Chef bei DSDS ist und mit seinen strengen Urteilen stets auch beim TV-Publikum polarisierte, bekam durchaus auch Zuspruch für seine Kritik an den Sanktionen. Zum Beispiel von AfD-Chef Tino Chrupalla, der via Twitter verkündete, Bohlen vertrete den Standpunkt der AfD. »Ohne Sanktionen bräuchten die Bürger nicht zu frieren. Die Sanktionen treffen nicht Russland, sondern die eigenen Bürger. Danke für den Mut zur Wahrheit, Herr #Bohlen!«
Ex-Boxweltmeister Wladimir Klitschko äußerte sich erschüttert über Bohlen. »Ist Dir, Dieter Bohlen, es egal, wenn bei uns Menschen sterben? Ist Dir egal, dass Putin unser Land mit Raketen zerstören will?«, fragte Klitschko bei Twitter. In der Sendung »Bild Live« lud er Bohlen nach Kiew ein: »Wenn Dieter Bohlen in die Ukraine reist und es mit eigenen Augen sieht, wie das Land während des Krieges funktioniert, dann wird es ihm helfen, die Welt besser zu verstehen.«
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