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Mit Hubschrauber gegen den Eichenprozessionsspinner

Vorsicht an befallenen Eichen: Die Brennhaare der Raupen des Eichenprozessionsspinners können allergische Reaktionen hervorrufen. Im Zuge des Klimawandels dürfte sich das Problem noch verstärken.

Helikopter mit Insektizid
Ein Spezialhubschrauber versprüht über einer Allee im mecklenburgischen Ludwigslust ein Insektizid gegen den Eichenprozessionsspinner. Foto: Jens Büttner
Ein Spezialhubschrauber versprüht über einer Allee im mecklenburgischen Ludwigslust ein Insektizid gegen den Eichenprozessionsspinner.
Foto: Jens Büttner

In vielen Regionen Deutschlands laufen bereits Maßnahmen zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, in anderen werden sie vorbereitet.

»Wir erwarten aus den letztjährigen Ergebnissen, dass in Mittelfranken wieder ordentlich was los sein wird«, sagte Gabriela Lobinger von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising. Nach dem trockenen und warmen Winter werde mit einem Anstieg der Population gerechnet, hieß es auch aus Sachsen.

Zu erwarten sei zudem die Ausbreitung auf bisher nicht betroffene Gebiete, sagte Renke Coordes von Sachsenforst. Durch den Klimawandel breitet sich die Art dem Naturschutzbund (Nabu) zufolge in Deutschland generell immer stärker aus.

Gesundheitliche Risiken

Bekämpft werden die Tiere weniger wegen der Schäden für befallene Bäume, sondern vor allem wegen der gesundheitlichen Risiken für den Menschen: Die Raupen des Falters besitzen Brennhärchen, die zu schmerzhaften Ausschlägen, Augenreizungen und Atembeschwerden, aber auch Schwindel, Benommenheit und allergischem Schock führen können.

Die Raupen sollte man daher nicht berühren - in Kontakt mit Brennhaaren kann man allerdings auch durch Verwehungen kommen. Wenn ein Kontakt mit den Härchen nicht ausgeschlossen werden kann, wird zum Wechsel der Kleidung und zum Duschen geraten.

Es gibt mehrere Arten, die Raupen zu beseitigen. Vielfach werden die Nester abgesaugt. Im Norden Sachsen-Anhalts begann kürzlich die Bekämpfung der Nachtfalter-Raupen aus der Luft. Hubschrauber versprühen dort jeweils über mehrere Tage ein Präparat, das die Tiere dazu bringt, nicht mehr zu fressen. Sie gehen dann innerhalb weniger Tage ein.

Auch in Niedersachsen laufen erste Maßnahmen gegen die Raupen. In den vergangenen Jahren sei eine Ausbreitung gen Norden und in die Mitte des Bundeslandes zu beobachten gewesen, sagte Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer in Oldenburg. Im Landkreis Lüneburg will der Straßenbaubetrieb erstmals ein biologisches Mittel auf Basis von Nematoden einsetzen. Die Fadenwürmer sollen nach Sonnenuntergang mit einem Gebläse auf die Eichen gesprüht werden. »Die Nematoden entwickeln sich im Körper der Raupen und töten diese dadurch ab«, teilte der Kreis mit.

Weniger Eichen eine Lösung

Ebenfalls mit dem Versprühen eines biologischen Mittels - enthalten ist ein Bakterium - sollen in Brandenburg vor allem die Straßenbäume an Bundes- und Landesstraßen vor den Raupen geschützt werden. In Weiden in der Oberpfalz setzt man auf das Absammeln der Tiere und das Zerstören der Nester durch Heißwasser und -schaum, wie eine Stadtsprecherin erklärte. Mittelfristig werde es wohl eine andere Lösung geben: Die Pflanzung von Eichen im öffentlichen Raum werde zurückgehen.

Da der Eichenprozessionsspinner bevorzugt einzeln stehende und gut besonnte Eichen besiedelt, kommt er häufig gerade an Stadt- und Parkbäumen, Straßenalleen, in Gärten und Anlagen sowie an Waldrändern vor - also dort, wo besonders oft Menschen unterwegs sind.

Für Berlin zum Beispiel zeigt eine Statistik des Pflanzenschutzamts, dass die Zahl der Meldungen von Eigentümern, Betrieben und Bezirken zu Standorten mit befallenen Eichen im Stadtgebiet seit 2013 deutlich zugenommen hat. Auch in diesem Jahr gingen bereits erste Meldungen zu Nestern ein.

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein graubrauner Nachtfalter, dessen auffällig behaarte Raupen sich von den Blättern und Knospen verschiedener Eichenarten ernähren. Die großen Nester der im Frühjahr schlüpfenden Tiere lassen sich in befallenen Bäumen oft gut erkennen. Allerdings besteht Verwechslungsgefahr: Komplett eingesponnene Büsche und Bäume gehen meist auf harmlose Gespinstmotten zurück.

Von befallenen Eichen fernhalten

In den letzten Jahrzehnten kam es immer wieder zu Massenvermehrungen von T. processionea in einzelnen Regionen Deutschlands. Problematisch kann das sein, weil die Brennhaare das Nesselgift Thaumetopoein enthalten, das bei Menschen und Tieren entzündliche Reaktionen, aber auch Symptome wie Benommenheit verursachen kann. Von befallenen Eichen sollte man sich deshalb fernhalten und Nester keinesfalls selbst entfernen.

Ihren Namen verdanken Prozessionsspinner der Eigenart der Raupen, auf Nahrungssuche in langen Reihen als Prozession Stämme und Äste entlangzuwandern. Für die Zukunft sieht es für die Art wohl recht rosig aus - nicht nur wegen der im Zuge des Klimawandels eher milden Winter. Infolge des Waldumbaus werde der Anteil von Eichen perspektivisch zunehmen, sagte Renke Coordes von Sachsenforst.

© dpa-infocom, dpa:220521-99-374817/2