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Mehr Grün auf Spielplätzen - besser für Kinder und Klima

Teure Geräte, aber kein Schatten: Manche Kommunen geben viel Geld für Spielplätze aus, die aber mitunter ungern genutzt werden. Experten empfehlen einfache Lösungen, die gut für Kinder und fürs Klima seien.

Spielplatz
Ein Spielplatz inmitten von Bäumen in Berlin: »Wir finden mehr Gehör als noch vor Jahren, wo wir sofort immer das Argument gehört haben, die Grün-Pflege sei zu teuer«. Foto: Fabian Sommer/DPA
Ein Spielplatz inmitten von Bäumen in Berlin: »Wir finden mehr Gehör als noch vor Jahren, wo wir sofort immer das Argument gehört haben, die Grün-Pflege sei zu teuer«.
Foto: Fabian Sommer/DPA

Hitze oder Starkregen stellen auch Spielplatz-Planer vor neue Herausforderungen. Die Plätze müssen so gestaltet sein, dass sie extremen Wetterbedingungen standhalten und gleichzeitig kinderfreundlich sind. Der Dortmunder Stadtplaner Peter Apel fordert, dass Spielplätze mindestens zu einem Drittel, besser noch zur Hälfte, aus Sträuchern und Bäumen bestehen sollten. 

Das sei gut für Kinder und Klima: »Durch Begrünung hat man zwei Ziele integriert: Zum einen kinderfreundliche Planung, zum anderen haben Spielplätze mit einem hohen Grünanteil Auswirkungen auf das Mikroklima. Das sind kleine Landschaften in oft verdichteten Quartieren, in denen der Spielwert für Kinder mit der Klimaanpassung von Städten übereinstimmt«, sagt der Leiter des Planungsbüros Stadtkinder.

Die klimaangepasste Gestaltung von Spielplätzen sei als Thema in den Kommunen angekommen, sagt Ute Eckardt, Leiterin des Arbeitskreises »Spielen in der Stadt« in der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz. Doch mangele es oft noch an der praktischen Umsetzung - vor allem wegen fehlender Kapazitäten, sagt Eckardt. »Es ist ja nicht so sehr eine Frage des Geldes, sondern man muss sich Gedanken über die Planung machen.« 

Vielerorts spiele das Grün noch eine untergeordnete Rolle bei der Spielplatzplanung. »Schaukel, Rutsche, Sandkasten: Viele Kommunen möblieren Spielplätze mit teuren Geräten aus dem Katalog«, sagt  Peter Apel, der auch für Unicef als Sachverständiger in dem Modellprojekt Kinderfreundliche Kommunen tätig ist. Regelmäßig unternimmt er mit Kindern Streifzüge, um deren Lieblingsplätze zu erkunden. 

Herausforderungen bei der Grünpflege und Lösungsansätze

Natürlich brauche ein Spielplatz auch Schaukel, Rutsche und Klettergerüste. Aber die Lieblingsorte von Kindern seien neben Kletterbäumen vor allem Büsche. »Da verstecken sie sich, haben ihre Rückzugsräume«, so Apel, der für Naturspielräume plädiert. 

Idealerweise werde bei der Begrünung auch auf Biodiversität geachtet. Diese nütze auch Kindern. »Wenn man zum Beispiel Schmetterlingsflieder pflanzt, sehen sie, dass es Schmetterlinge nicht nur im Biologiebuch gibt«, so Apel. Die Stadt Kempen am Niederrhein habe auf einigen Spielplätzen Lavendelstreifen gepflanzt - zum einen robust und sparsam im Wasserverbrauch. Zum anderen werde durch den Duft auch die Sinneswahrnehmung angeregt. 

Durch die ganze Klimadiskussion stoße sein Büro zunehmend auf offene Ohren. »Wir finden mehr Gehör als noch vor Jahren, wo wir sofort immer das Argument gehört haben, die Grün-Pflege sei zu teuer«, sagt Apel. Die Kommunen müssten die Grünpflege nicht ausschließlich allein übernehmen. Auch Patenschaften durch Eltern oder Anwohner seien möglich, so Apel. 

Ute Eckardt bezweifelt, dass die Grünpflege langfristig so organisiert werden könne. Es sei sehr schwer, Menschen langfristig an solche Projekte zu binden. 

Beschattung und Wasserspiele für Hitzeperioden

Das Grün sorge auch für Beschattung - angesichts der länger werdenden Hitzeperioden ein wichtiger Aspekt. »Man muss die Bäume aber auch so pflanzen, dass sie Schatten werfen«, sagt Apel. Dies werde nicht immer berücksichtigt. Sonnensegel seien auch eine gute Option - vor allem, wenn die Bäume noch zu jung seien, um ausreichend Schutz zu geben. 

Dass es an Schatten mangelt, erlebt auch Tilo Eichinger, Vorsitzender des Bundesverbands der Spielplatzgeräte- und Freizeitanlagen-Hersteller (BSFH), hin und wieder. »Es kommt vor, dass viel Geld für tolle Geräte ausgegeben wird, die stehen dann aber in der prallen Sonne und können nicht benutzt werden«, sagt er. Für das Grün drumherum fehle oftmals das Budget.

»Es ist auch sinnvoll, dass man Hügel auf Spielplätzen baut, damit die Sonnenstrahlen unterschiedlich einfallen«, ergänzt Eichinger. In Zeiten großer Hitze seien auch Wasserspiele gut geeignet. »Sie sorgen für ein tolles Kleinklima und haben einen hohen Spielwert. Das Wasser kühlt und die Kinder, die damit spielen, werden gekühlt«, so Eichinger. 

Wenn die Metallrutsche zu heiß wird

Auch die richtige Platzierung der Geräte spiele eine Rolle, betont Eichinger. »Man muss darauf achten, dass man eine Metallrutsche nicht in Richtung Süden stellt, die dann gefährlich heiß wird. Heutzutage muss eine Rutsche eigentlich immer beschattet werden«, so der Experte. Röhrenrutschen seien dafür eher geeignet als Muldenrutschen, allerdings auch deutlich teurer. 

»Außerdem sollten möglichst wenige Flächen versiegelt werden«, ergänzt Ute Eckardt mit Blick auf Regen und Starkregenereignisse. Es gehe darum, möglichst viel Versickerungsfläche und Regenrückhaltung zu schaffen. Das Regenwasser könne idealerweise auch wieder für die Spielplätze genutzt werden, erklärt sie. In Hamburg gibt es beispielsweise einen Regenspielplatz, auf dem die Kinder mit überschüssigem Wasser spielen können. 

Bei den Materialien für die Spielgeräte setzen viele Hersteller bereits auf klimaschonende recycelte Materialien. Was die Eignung für extreme Temperaturen angehe, hätten sie sich längst angepasst, so Eichinger, der mit seinem Unternehmen Kunden in ganz Europa und darüber hinaus beliefert.

In südlichen Ländern werde als Fallschutz unter Klettergerüsten gern Gummi genutzt, berichtet Eichinger. Dort seien die Böden oft stark ausgetrocknet und hart. Gummi habe aber auch Nachteile: »Es wird sehr heiß und riecht«. Kies, Sand und Hackschnitzel seien Alternativen. Letztere heizten sich auch nicht so schnell auf.

© dpa-infocom, dpa:230806-99-727655/2