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Lungenkrankheit: China schottet 43 Millionen Menschen ab

Das Coronavirus breitet sich in China weiter aus. In der Umgebung von Wuhan sind weitere Städte von schweren Einschränkungen betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation sieht aber noch keinen Grund, eine Notlage auszurufen.

Einsatz in Hongkong
Inzwischen wurden auch in Hongkong erste Fälle bestätigt. Foto: Miguel Candela/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
Inzwischen wurden auch in Hongkong erste Fälle bestätigt. Foto: Miguel Candela/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa

PEKING. Die Zahl der Toten in China durch die neue Lungenkrankheit ist auf 26 gestiegen - und dürfte weiter anwachsen, da es viele sehr schwer Erkrankte in den Kliniken gibt. Es sind weiter zumeist ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen betroffen.

Bei fast 900 Menschen wurde das Coronavirus inzwischen nachgewiesen. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, sind inzwischen mehr als 43 Millionen Menschen in vielen Städten der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina abgeschottet. Der öffentliche Verkehr mit Bussen oder Fähren sowie der Zugverkehr in andere Orte wurden gestoppt, wie die Stadtregierungen berichteten.

Der Ausbruch überschattet das chinesische Neujahrsfest, das in der Nacht zum Samstag gefeiert wird. Selbst in Peking wurden Festivitäten wie Tempelfeste und andere Veranstaltungen abgesagt, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. Einige Hundert Millionen Menschen sind zum wichtigsten chinesischen Familienfest in ihre Heimatorte gereist, was die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung des Virus noch vergrößerte. Die Behörden riefen die Menschen auf, einen Mundschutz zu tragen und andere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Aus Angst vor dem Virus schloss auch Disneyland in Shanghai vorerst seine Pforten. Besonders drastisch sind die Maßnahmen in der Provinz Hubei im Herzen Chinas. Nach der Provinzhauptstadt Wuhan mit seinen elf Millionen Einwohnern wurden auch in den Städten Yichang, Tianmen, Huanggang, Lichuan, Jingzhou, Xianning, Huangshi, Chibi, Xiantao, Dangyang, Ezhou und Xiaogan strenge Beschränkungen für die Bewegung der Menschen erlassen, indem unter anderem der öffentliche Nahverkehr und die Verbindungen in andere Städte gekappt wurden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sah auch am Donnerstagabend keinen Grund, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite auszurufen. »Es ist nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte der Vorsitzende des Notfallsausschusses, Didier Houssin. Er verwies darauf, dass es im Ausland bislang nur wenig Fälle gebe, und dass China bereits selbst weitreichende Vorkehrungen getroffen habe.

WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, China habe diejenigen Maßnahmen getroffen, die es für angemessen halte. »Wir hoffen, dass sie effektiv und von kurzer Dauer sind.« Die WHO empfehle keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen. Die WHO nehme den Ausbruch aber extrem ernst, sagte WHO-Chef Tedros. »Es ist noch keine Notlage von internationaler Tragweite, aber das kann es noch werden.«

Das Auswärtige Amt in Berlin riet dazu, nicht notwendige Reisen in die betroffenen Gebiete zu verschieben. Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan werde als »moderat« eingeschätzt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnte zu Besonnenheit. »Wir nehmen das sehr ernst, wir sind wachsam, aber mit kühlem Kopf auch gleichzeitig«, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag in den ARD-»Tagesthemen«.

Spahn lobte die Informationspolitik der Pekinger Regierung. Anders als bei der großen Sars-Pandemie, der 2002/2003 fast 800 Menschen zum Opfer gefallen waren, funktioniere der Austausch Chinas mit der internationalen Gemeinschaft. Es sei wichtig, die Krankheit einzuordnen, so Spahn. An Influenza stürben in Deutschland jedes Jahr rund 20.000 Menschen.

Laut chinesischen Behördenangaben vom Freitag starb ein Patient außerhalb der besonders stark betroffenen Provinz Hubei, zu der auch die Stadt Wuhan gehört. Der Todesfall wurde demnach in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang gemeldet. Bereits am Vortag war ein Todesfall in der nördlichen Provinz Hebei bekannt geworden. In den meisten Provinzen sind mittlerweile Infektionen bekannt.

Vereinzelt wurde das Virus auch schon bei Patienten in anderen Ländern wie Thailand, Japan, den USA, Vietnam und Südkorea nachgewiesen. In Europa ist bisher kein Fall bekannt. Eingeschleppte Einzelfälle der neuen Lungenkrankheit sind deutschen Infektionsspezialisten zufolge aber auch hierzulande »wahrscheinlich«. Grund zur Besorgnis gebe es nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie mit. Kliniken bereiteten sich aktuell vor, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können.

Virusepidemien - bekanntes Szenario aus Science-Fiction-Filmen

»Unter Geheimbefehl« (1950): In dem Elia Kazan-Thriller bleiben einem Arzt (Richard Widmark) nur 48 Stunden Zeit, die Ausbreitung einer Epidemie zu verhindern. Der von ihm obduzierte Kleinkriminelle litt an Lungenpest.

»Der Omega-Mann« (1971): Charlton Heston spielt den einzigen Überlebenden eines biologischen Weltkrieges, weil er einen experimentellen Impfstoff erhalten hatte. Der Roman wurde bereits 1964 als »The Last Man on Earth« mit Vincent Price verfilmt. 2007 war dann eine Neuverfilmung mit Will Smith erfolgreich.

»Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All« (1971): Verfilmung des erfolgreichen Science-Fiction-Romans von Michael Crichton. Er hatte die Abwehr einer biologischen Katastrophe beschrieben, die nach dem Absturz einer verirrten Weltraumsonde in New Mexico droht.

»12 Monkeys« (1995): Hauptdarsteller Bruce Willis wird von Regisseur Terry Gilliam als Überlebender einer Virusepidemie in die 40 Jahre zurückliegende Vergangenheit geschickt, um die Katastrophe zu verhindern.

»Outbreak - Lautlose Killer« (1995): Im Hollywood-Klassiker von Regisseur Wolfgang Petersen bricht eine vom US-Militär für die biologische Kriegsführung entwickelte Ebola-Variante in der kalifornischen Provinz aus.

»Contagion« (2011): Der Thriller von US-Regisseur Steven Soderbergh zeigt die Panik nach Ausbruch einer weltweiten Infektionswelle. Der Schrecken verbreitet sich wie beiläufig: Je stärker staatlich vorgegebene Quarantäne-Regeln in den Alltag der Bürger eingreifen, desto lautloser wird es an öffentlichen Plätzen.