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Lebenslange Strafe für Giftmord

Weil sie und ihr einstiger Liebhaber den Gatten mit Gift aus dem Weg räumten, müssen beide lebenslang ins Gefängnis. Das Gericht in Bielefeld ging in seinem Urteil von heimtückischem Mord aus.

Giftmord-Prozess
Die Angeklagten im Landgericht Bielefeld neben ihren Anwälten Sven Karsten und Jan-Christian Hochmann (hinten). Foto: Friso Gentsch/DPA
Die Angeklagten im Landgericht Bielefeld neben ihren Anwälten Sven Karsten und Jan-Christian Hochmann (hinten).
Foto: Friso Gentsch/DPA

Wegen eines tödlichen Giftcocktails für den Ehemann sind eine 51-Jährige und ihr damaliger Liebhaber wegen gemeinschaftlichen Mordes zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Das Landgericht Bielefeld sah es als erwiesen an, dass die beiden den Tod des Ehemannes der Angeklagten wollten, hieß es bei der Verkündung des Urteils.

Der 46-jährige Angeklagte aus Hamburg hatte demnach das Gift besorgt - ein Gemisch aus verschreibungspflichtigen Medikamenten - und es am 30. April 2022 nach Bielefeld zur Angeklagten gebracht. Noch am selben Tag hatte die Angeklagte es ihrem Mann untergejubelt: Während dieser schlief, gab sie das Gift in ein Wasserglas an seinem Bett, aus dem er später trank. In seiner Urteilsbegründung sprach der Vorsitzende Richter von einem klassischen Fall eines heimtückischen Mordes.

Die Mutter von drei Kindern hatte vor Gericht eingeräumt, dem 39-Jährigen das Gift verabreicht zu haben. Sie hatte jedoch behauptet, im Glauben gewesen zu sein, die Medikamente seien lediglich betäubend und nicht tödlich. Dies hielten die Richter für eine Schutzbehauptung.

Videotelefonat als Beweisstück

Dagegen spreche auch ein wichtiges Beweisstück in den Prozess: Es gibt ein dreizehn minütiges Videotelefonat, das die beiden führten, während der Ehemann im Sterben lag. Die Richter waren davon überzeugt, dass die Angeklagten sich während des Gesprächs darüber verständigen wollten, den Rettungsdienst nicht zu früh zu rufen, um eine erfolgreiche Reanimation auszuschließen.

Die beiden Angeklagten hatten 2021 eine Beziehung angefangen, als das spätere Opfer im Gefängnis war. Nach etwa neun Monaten trennten sich beide wieder. Es folgte jedoch eine von Streitereien und Beziehungspausen geprägte Affäre. Später entschied sich die Angeklagte zunächst für ihren Ehemann, woraufhin der 46-Jährige anfing, die gesamte Familie zu terrorisieren. Er habe dabei auch immer wieder den Ehemann mit dem Tode bedroht, schilderten die Richter. Wer treibende Kraft hinter dem Giftmord war, konnte das Gericht nicht klären.

Geständnis der Witwe

Zunächst hatte es in dem Fall keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt gegeben. Die ergaben sich erst Anfang 2023. Damals war die Witwe bei der Polizei erschienen, um ein Geständnis abzulegen. Daraufhin wurde die Leiche des Mannes noch einmal untersucht, wobei das Gift als Todesursache festgestellt wurde. Einige Wochen später nahm die Polizei auch den damaligen Liebhaber in Hamburg fest.

Er hatte in dem Prozess geschwiegen. Seine Verteidiger hatten bis zuletzt darauf gesetzt, dass seine Schuld nicht zu beweisen sein würde. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

© dpa-infocom, dpa:240201-99-836960/4