Mehr als 50 Jahre nach einer Mordserie in Los Angeles darf eine frühere Anhängerin des Sektenführers Charles Manson auf ihre Entlassung aus dem Gefängnis hoffen. Ein Berufungsgericht hob am Dienstag eine frühere Entscheidung des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom auf, der die Haftentlassung der jetzt 73 Jahre alten Frau blockiert hatte. Leslie Van Houten habe unter anderem Reue für ihre Taten gezeigt und positive Gutachten erhalten, zitierten US-Medien aus dem Gerichtsbeschluss.
Seit 2016 hatte sich eine Bewährungskommission fünf Mal für die Freilassung Van Houtens ausgesprochen. In allen Fällen lehnte der jeweils amtierende kalifornische Gouverneur dies ab. Zuletzt hatte der demokratische Politiker Newsom im März 2022 sein Veto eingelegt. Diese Entscheidung hob das Berufungsgericht in Los Angeles nun auf. Newsom kann jetzt noch vor das Oberste Gericht des Westküstenstaates ziehen, um die Freilassung möglicherweise zu blockieren. Ohne weitere gerichtliche Schritte könnte Van Houten nach 54 Jahren hinter Gittern innerhalb der nächsten Wochen auf freien Fuß kommen, wie ihre Anwältin Nancy Tetreault dem »San Francisco Chronicle« sagte.
Sieben Menschen ermordet
Mitglieder der sogenannten Manson Family hatten 1969 im Auftrag des gleichnamigen Kultführers sieben Menschen ermordet. Die bekannteste Tat war die Tötung der hochschwangeren Schauspielerin Sharon Tate, die mit Regisseur Roman Polanski verheiratet war. An ihrer Ermordung war die damals 19-jährige Van Houten nicht beteiligt, wohl aber an der des Geschäftsmanns Leno LaBianca und seiner Ehefrau.
Mittäterin Susan Atkins starb im September 2009 nach 38 Jahren hinter Gittern an Krebs. Charles Manson starb mit 83 Jahren im November 2017 im Gefängnis. Neben Van Houten befindet sich auch noch Patricia Krenwinkel (75) in Haft. Newsom hatte ihre Freilassung entgegen der Empfehlung der Bewährungskommission im vorigen Herbst abgelehnt.
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