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Jubel in Pakistan nach dramatischer Rettung an Seilbahn

Sechs Schüler und zwei Erwachsene sind in einer Gondel in Pakistan, als plötzlich Drähte der Seilbahn reißen. Stundenlang harren die Menschen aus - in großer Höhe und nur von einem Stahlseil gesichert.

Drama an Seilbahn in Pakistan
Die Gondel hängt nur noch an einem einzigen Seil. Foto: Uncredited/DPA
Die Gondel hängt nur noch an einem einzigen Seil.
Foto: Uncredited/DPA

Eine dramatische Rettungsaktion an der Gondel einer Seilbahn hat für sechs Kinder und zwei Erwachsene in Pakistan ein glückliches Ende genommen. In den späten Abendstunden brachten Helfer die letzten Insassen der Gondel in Sicherheit, die mehr als 15 Stunden und nur an einem einzigen Seil hängend in Hunderten Metern Höhe ausgeharrt hatten, wie der Katastrophenschutz bestätigte. Zuvor waren zwei Stahldrähte an der Gondel gerissen.

Spezialkräfte der Armee hatten bis zum Einbruch der Dunkelheit versucht, die Insassen in dem Tal im Landesnorden zu befreien. Zwei Kinder wurden durch Kommandosoldaten schließlich gerettet. Mit Einbruch der Dunkelheit unterbrachen die Kommandos die Rettungsaktion dann zunächst.

Mutige Anwohner setzen die Rettungsaktion jedoch nach enger Absprache mit Militärexperten fort, während die Nation gespannt auf die Retter blickte. Sie hangelten sich mit Vorrichtungen an dem Draht zur Gondel vor und befreiten zuerst drei weitere Kinder und dann die restlichen Insassen, wie Videos in den sozialen Medien zeigten.

Erste Rettung über Helikopter-Einsatz

Hunderte Menschen, darunter auch Angehörige, versammelten sich unweit der Unglücksstelle. Ein Augenzeuge beschrieb der dpa den Notfall als härtesten Tag in seinem Leben. »Mütter, Väter und andere Verwandte hatten ihre Augen auf die Gondel gerichtet, die mitten in der Luft schwebte«, sagte der Anwohner. Als das erste Kind in Sicherheit gebracht wurde, brachen alle in Freude aus.

Am Nachmittag (Ortszeit) kreisten noch mehrere Helikopter über der Schlucht in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Fernsehaufnahmen zeigten, wie sich ein Kommandosoldat aus einem Militärhubschrauber zu der Gondel abseilte.

In weiten Landesteilen verfolgten Bewohner die äußerst riskante Rettungsaktion im Fernsehen. »Jede kleine Fehlkalkulation kann zu einer Katastrophe führen«, sagte der Rettungsbeamte Bilal Faizi der dpa. Sorgen bereiteten den Helfern auch die Wetterbedingungen in den Bergen, die sich schnell ändern können. Auch die Rotorbewegungen des Militärhubschraubers hätten das Stahlseil destabilisieren können. Medikamente und Wasser habe ein Soldat den Kindern zu Beginn der Rettungsaktion bereits überreicht.

Ein 20-Jähriger schilderte dem pakistanischen TV-Sender Geo TV aus der Gondel die dramatischen Stunden. »Wir haben nicht einmal Trinkwasser«, klagte der junge Mann. Ein 16-Jähriger mit Herzproblemen sei zusammengebrochen und war mehrere Stunden ohnmächtig. Der Junge sei morgens auf dem Weg in eine Klinik gewesen.

Erleichterung nach Rettung

Der geschäftsführende Premierminister, Anwaarul Haq Kakar, wies die Rettungsbehörden an, alle verfügbaren Ressourcen für den Einsatz zu mobilisieren. Er forderte zudem eine Sicherheitsprüfung privater Seilbahnen im Land. »Mit Erleichterung habe ich erfahren, dass alle Kinder erfolgreich und sicher gerettet wurden. Großartige Teamarbeit des Militärs, der Rettungsdienste, der Bezirksverwaltung und der örtlichen Bevölkerung«, schrieb er später auf X, ehemals Twitter.

In den nördlichen Bergregionen Pakistans nutzen täglich viele Bewohner auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit Seilbahnen, etwa um Täler oder Flüsse zu überqueren. Oft sind die Seilbahnen schlecht gewartet. Das Straßennetz ist weniger ausgebaut.

© dpa-infocom, dpa:230822-99-917622/12