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Jede fünfte 45- bis 49-Jährige bleibt kinderlos

In Deutschland hat jede fünfte Frau am Ende ihres gebärfähigen Alters keine Kinder. Was sind dafür die Ursachen? Gibt es regionale Unterschiede? Und welchen Einfluss hat der Bildungsgrad?

Mutter mit Kind
Eine Mutter mit Kind: Ein Fünftel der Frauen in Deutschland bleiben kinderlos. Foto: Patrick Pleul
Eine Mutter mit Kind: Ein Fünftel der Frauen in Deutschland bleiben kinderlos.
Foto: Patrick Pleul

Jede fünfte Frau zwischen 45 und 49 Jahren in Deutschland hat im vergangenen Jahr keine leiblichen Kinder gehabt. Damit liegt die sogenannte Kinderlosenquote zum Ende des gebärfähigen Alters seit zehn Jahren nahezu unverändert bei 20 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Vor 15 Jahren war die Quote noch etwas niedriger und betrug 17 Prozent.

Mit Blick auf die Daten von 2022 zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: So war die Quote in Westdeutschland (20 Prozent) deutlich höher als in Ostdeutschland (ohne Berlin) mit 14 Prozent. Schaut man auf die einzelnen Bundesländer, waren die Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren in den Stadtstaaten Hamburg (29 Prozent) und Berlin (25 Prozent) deutlich häufiger kinderlos als etwa in Thüringen, wo die Quote bei 13 Prozent lag.

Freizeit und Karriere in der Stadt

»Großstädte bieten viel mehr Möglichkeiten, was Freizeit und Karriere - aber auch was einen wechselnden Partnermarkt betrifft. Da wollen sich viele nicht binden und festlegen«, sagt Martin Bujard vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). Zudem seien Städte mit dem vielen Verkehr oder dem teuren Wohnraum meist weniger familienfreundlich.

Und welche Rolle spielt der Bildungsgrad? Bei Frauen zwischen 45 und 49 Jahren mit hoher Bildung betrug die Kinderlosenquote 23 Prozent. Bei mittlerer Bildung waren es 21 Prozent und bei einem niedrigen Bildungsstand sogar nur 11 Prozent. Allerdings: Vor einigen Jahren war die Quote bei den höher Gebildeten mit 28 Prozent noch größer: »Die Entwicklung ist ein Erfolg und hat viel mit der verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, beispielsweise mit der Einführung des Elterngelds, zu tun«, sagt Bujard.

Drei Gründe für Kinderlosigkeit

Der Experte sieht vor allem drei Gründe für Kinderlosigkeit: »Da sind die Frauen, die generell nie Nachwuchs wollten. Dann gibt es diejenigen, die biologisch keine Kinder bekommen können. Und dann noch jene, die keinen Partner finden oder zu lange warten.«

Zugleich suchen immer mehr Frauen jenseits der 40 Hilfe in Kinderwunschkliniken: Waren es 2011 noch rund 8000 Patientinnen aus dieser Altersgruppe, lag die Zahl zehn Jahre später bereits bei mehr als 12 600. Oft seien die Frauen überrascht darüber, wie schlecht die Aussichten auf ein Baby trotz reproduktionsmedizinscher Hilfe seien, hieß es unlängst beim Deutschen IVF-Register, das Daten über Behandlungen aus mehr als 130 Kinderwunschzentren bundesweit zusammenträgt. Ab 40 sinke nicht nur die Schwangerschaftsrate, die Fehlgeburtenrate nehme auch stark zu.

»Der Erfolg von Kinderwunschkliniken wird von älteren Frauen oft überschätzt. Und auch das social freezing - also das Einfrieren von Eizellen - gibt die falsche Sicherheit, dass man die Entscheidung für ein Kind immer weiter aufschieben kann«, sagt Bujard. Politik und Gesellschaft sollten vielmehr Voraussetzungen schaffen, um bereits bei jüngeren Erwachsenen eine Elternschaft interessanter zu machen.

739.000 Babys 2022

Nach Angaben des Statistische Bundesamts vom Mittwoch wurden im vergangenen Jahr in Deutschland insgesamt weniger Kinder geboren als in den Vorjahren: Laut vorläufiger Daten kamen 739.000 Babys auf die Welt. Das waren 7,1 Prozent weniger als 2021 und 5,6 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Auch die Geburten Anfang 2023 blieben auf niedrigem Niveau.

Eine der wichtigsten Ursachen für die sinkende Geburtenzahl ist laut Bundesamt, dass es weniger Frauen im Alter von Ende 20 bis Ende 30 gibt - der Altersspanne, in der die meisten Kinder geboren werden. »Auch die Verunsicherung der Bevölkerung durch zahlreiche Krisen könnte sich negativ auf die Familienplanung ausgewirkt haben«, vermutet das Team für demografische Analysen.

© dpa-infocom, dpa:230614-99-49216/4