WIESBADEN. Die Zahl der Verkehrstoten ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik vor mehr als 60 Jahren gesunken.
Bei Unfällen im Straßenverkehr starben den vorläufigen Zahlen zufolge 3059 Menschen, 216 oder 6,6 Prozent weniger als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Die Zahl der Verkehrstoten sinkt seit Jahrzehnten - mit kleinen Ausreißern. 1970 war mit mehr als 21.000 Verkehrstoten der bisherige Spitzenwert erreicht worden. 2018 war ein Anstieg auf 3275 im Vorjahresvergleich verzeichnet worden, Grund waren unter anderem mehr getötete Fahrradfahrer.
Es gebe nach wie vor viel zu tun, sagte der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Rund 3000 Verkehrstote seien kein Grund zum Jubeln. So müsse es mehr Kontrollen auf Regelverstöße im Straßenverkehr geben wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie zu hoher Geschwindigkeit. Das Bußgeldniveau sei auch zu gering. Radfahrer sowie Menschen, die mit E-Scootern oder Pedelecs unterwegs seien, würden nach wie vor zu wenig geschützt.
Beispielsweise an Kreuzungen: »Abbiegeunfälle werden von Lastwagen verursacht, oft aber auch von Autofahrern.« Nötig seien getrennte Grünphasen für Rechtsabbieger und Fahrradfahrer, doch dies sei aus Platzgründen nicht überall möglich. Viele Unfälle geschähen außerdem mit Fahrradfahrern untereinander. Breitere Fahrradwege würden hier entgegenwirken, sagte Brockmann. Sehr gefährlich sei es zudem, wenn Radfahrer dicht an parkenden Autos vorbei geleitet würden - wird ohne Rücksicht eine Autotür geöffnet, kann so leicht ein »Dooring«-Unfall die Folge sein. Mehr als jeder fünfte Verkehrstote sei mit dem Motorrad unterwegs. »Das bleibt ein großes Problem«, sagte Brockmann.
Die Bundesregierung habe für die Zeit zwischen 2011 und 2020 das Ziel ausgegeben, die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu reduzieren. Dies sei bei weitem nicht in Sicht: »Bisher haben wir etwas über 20 Prozent Reduktion«, kritisierte Brockmann. (dpa)