LONDON. Erst der Brexit und nun auch noch der Megxit: Prinz Harry (35) und seine Meghan (38) wollen ihre royalen Verpflichtungen weitgehend aufgeben. Sie verkündeten das auf ihrem Instagram-Account, ohne zuvor die königliche Familie zu informieren.
Die Queen soll den Rückzug angeblich erst aus den Fernsehnachrichten erfahren haben und tief enttäuscht sein, ihr Enkel Prinz William (37) gar vor Wut schäumen. Ein Skandal, dem die britische Presse als Anlehnung an den Brexit sogleich den Namen »Megxit« verpasste. Und nun?
»Das ist eine Kriegserklärung an die Königsfamilie«, zitiert die Zeitung »The Sun« einen nicht näher genannten Insider. Der Buckingham-Palast selbst reagierte schmallippig mit einer Mitteilung, die gerade mal aus zwei Sätzen bestand: Die Diskussionen mit dem Herzog und der Herzogin von Sussex - so der offizielle Titel der beiden - seien noch »in einer frühen Phase«, hieß es darin.
Viele Briten sehen sogar schon die Monarchie bröckeln: Prinz Andrew (59) soll in einen Missbrauchsskandal verwickelt sein, der 98-jährige Prinz Philip kämpft mit Gesundheitsproblemen - und dann ließen Harry und Meghan auch noch ohne Vorwarnung ihre »Bombe platzen«, wie britische Medien beklagten. Zuvor hatte sich das Paar ohnehin schon mit der Boulevardpresse angelegt und mehr Respekt eingefordert. Ob Flüge mit dem Privatjet oder angeblich unpassende Garderobe - es hagelte immer wieder Kritik und das meist gezielt in Richtung Meghan.
Wenn das so weitergeht, könnte 2020 ein erneutes »Schreckensjahr« für die 93-jährige Königin Elizabeth II. werden. So nannte die Monarchin selbst einmal das Jahr 1992, als Ehen ihrer Kinder zerbrachen und Schloss Windsor in Flammen stand. Doch der große Schritt von Harry und Meghan weg vom Königshaus könnte endlich auch frischen Wind in den Palast bringen. Die Firma - so nennt sich die Königsfamilie selbst - sei mit ihren Strukturen aufgebläht, so Kritiker. Das Haus müsse verschlankt und den modernen Zeiten endlich angepasst werden.
Wie das funktionieren kann, machen die Schweden vor. Dort kennt man das Modell, dass Mitglieder des Königshauses formal aus dem royalen Apparat ausscheiden: König Carl XVI. Gustaf (73) hat im Oktober entschieden, dass die Kinder von Prinzessin Madeleine und ihrem Mann Christopher O'Neill sowie der Nachwuchs von Prinz Carl Philip und seiner Frau Prinzessin Sofia in Zukunft keine königlichen Amtsgeschäfte auf höchstem Niveau mehr ausüben müssen.
Die Königsenkel Prinz Alexander, Prinz Gabriel, Prinzessin Leonore, Prinz Nicolas und Prinzessin Adrienne gehören damit zwar weiterhin der königlichen Familie an, dem Königshaus aber nicht mehr. Stattdessen werden sie mehr als Privatpersonen betrachtet - ein Zug, der royale Beobachter in Schweden zwar überraschte, den Kids am Ende aber ein ruhigeres Leben ermöglichen sollte. An der schwedischen Thronfolge änderte der königliche Beschluss nichts.
Ein Unterschied zwischen den Vorgängen bei den Schweden und Briten: Während bei den einen der König den Entschluss verkündete und seine Familie dies in der Öffentlichkeit positiv kommentierte, wusste die Queen bei den anderen offenbar nichts von dem Manöver. »Jetzt herrscht in England mehr oder weniger Bürgerkrieg!«, schrieb die schwedische Zeitung »Expressen« bereits aufgebracht zur Ankündigung von Harry und Meghan. »In dem kompletten Chaos ist es jetzt Meghan, die zur Hexe gemacht wird, weil die Briten der Ansicht sind, dass sie die Familie gespalten habe.« Das Blatt macht bereits einen neuen Trend schrumpfender Königshäuser aus. »Im Jahr 2020 ist es hoffnungslos unmodern, Prinz oder Prinzessin zu sein.«
Viele praktische Fragen zu Harry und der in den USA geborenen Meghan sind nun noch offen. Wie werden ihre royalen Aufgaben, die sie abgeben, auf die anderen Familienmitglieder verteilt? Womit wollen sie ihr Geld verdienen? Auf die Frage, ob der Schritt von Harry und Meghan Auswirkungen auf die Thronfolge hat, sagte der Buckingham-Palast nichts. Eine Sprecherin erklärte lediglich, dass man sich zu Spekulationen nicht äußere.
Harry und Meghan pochen auf ihre finanzielle Unabhängigkeit. Verarmen müssen sie auf jeden Fall nicht, denn als Mitglieder des Königshauses stehen ihnen bestimmte Einnahmen zu. Harry hat auch viel Geld von seiner 1997 bei einem Autounfall gestorbenen Mutter Diana geerbt. »Sie nehmen erstmal weiter die öffentlichen Gelder, bis sie andere Einkommensquellen finden«, schimpft Graham Smith von der Organisation Republic, die die Monarchie abschaffen will.
Auf ihrer neuen Website hat das Paar schon mal klargestellt, wo sie in Großbritannien wohnen werden: Sie bleiben vorerst in ihrem kostspielig renovierten Anwesen in Windsor, ganz in der Nähe der Queen. Wo sie genau in Nordamerika leben werden, verrieten die Royals noch nicht. Getippt wird auf Kanada, wo sie gerade sechs Wochen Urlaub gemacht haben. Wer zahlt dort aber für den Schutz von Harry, Meghan und Baby Archie? Auch diese Frage ist noch ungeklärt. (dpa)
Harry und Meghan bei Instagram