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Großrazzia gegen Clankriminalität im Ruhrgebiet

Kampf gegen Clankriminalität: Zeitgleich haben hunderte Polizisten in vielen Ruhrgebietsstädten Razzien begonnen. Ein Fokus lag auf der Bekämpfung von illegalem Glücksspiel.

Großrazzia
Polizisten stehen während einer Razzia gegen Clankriminalität in einem Wettbüro in Essen. Foto: Caroline Seidel/dpa
Polizisten stehen während einer Razzia gegen Clankriminalität in einem Wettbüro in Essen. Foto: Caroline Seidel/dpa

ESSEN. Mit einem massiven Aufgebot sind die nordrhein-westfälische Polizei und mehrere Behörden vor allem im Ruhrgebiet gegen Clankriminalität vorgegangen. Kontrolliert wurden in mehr als zehn Kommunen unter anderem Shisha-Bars, Wettbüros, Spielhallen und Teestuben.

»Es geht darum, denen, die im Alltag diese Städte unsicher machen, zu zeigen: Das ist beendet, ihr kriegt hier jeden Tag Unruhe«, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) beim Besuch eines Einsatzortes in Essen. Es gelte die klare Ansage: »Hier gilt nicht das Recht der Familie, sondern das Recht des Staates.« Es handle sich nicht um Kleinkram, sondern um »großkriminelle Taten«.

Durchsuchungen gab es es auch in Mülheim, Duisburg, Bochum, Herne, Witten, Gelsenkirchen, Dortmund, Wuppertal und im Kreis Mettmann. An den Durchsuchungen waren auch der Zoll, die Steuerfahndung, städtische Behörden und in einigen Städten auch die Bundespolizei beteiligt.

In Essen wurden vor allem Wettbüros und Spielhallen mit Clanbezug unter die Lupe genommen. In einem Hinterzimmer eines Internet-Cafés wurde ein Raum entdeckt, in dem Spielautomaten und Tische aufgestellt waren. Der Zugang zu dem Raum war hinter einem Spind versteckt. Die Polizei vermutet, dass die Geräte nicht angemeldet waren. In einem Bistro fanden die Beamten drei mutmaßlich illegale Spielgeräte und einen Pokertisch. Die Geräte wurden abtransportiert. »Der Staat guckt hin und macht deutlich, dass er wehrhaft ist«, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) bei einem Besuch vor Ort.

Auch Kulturvereine und Teestuben wurden in Essen durchsucht. Es werde überprüft, ob illegales Glücksspiel betrieben werde, sagte eine Polizeisprecherin. Auch werde kontrolliert, ob die Geräte manipuliert oder illegal aufgestellt worden seien. An der Razzia in Essen war neben anderen Behörden auch die Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Sonderdezernat »Glücksspiel und Geldwäscheprävention« beteiligt.

In Duisburg entdeckte die Polizei eine mutmaßlich illegale Spielhalle. Sie habe sich in einer vermeintlichen Teestube befunden, sagte ein Polizeisprecher. Entdeckt worden seien 17 Geldspielautomaten, für die keine Gewerbeanmeldung vorliege. Die Polizei durchsuchte am Abend zeitgleich mehrere Objekte im Stadtgebiet von Duisburg. Insgesamt seien mehrere hundert Polizisten daran beteiligt gewesen. In Dortmund wurden nach dem Fund von unversteuertem Tabak zwei Shisha-Bars geschlossen.

Die NRW-Landesregierung fährt seit über zwei Jahren einen harten Kurs gegen Clankriminalität. Das Landeskriminalamt hatte im Mai 2019 das erste Lagebild zur Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Demnach sah die Polizei in NRW 104 Clans mit kriminellen Mitgliedern am Werk. Allein in den Jahren 2016 bis 2018 sollen rund 6500 Verdächtige aus der Szene für mehr als 14.000 Straftaten verantwortlich gewesen sein. (dpa)