Die »Beverly Hills Cop«-Reihe schien nach dem gefloppten dritten Teil von 1994 eigentlich beendet. Doch sogenannte Franchise-Filme, also Fortsetzungen, Spin-offs und Reboots, haben in Hollywood Hochkonjunktur. Jetzt spielt auch Eddie Murphy nach 30 Jahren wieder die Rolle, die ihn in den 1980er Jahren zum Weltstar machte, und kehrt als Detective Axel Foley zurück. Die US-Actionkomödie »Beverly Hills Cop: Axel F« kommt allerdings nicht in die Kinos, sondern läuft ab sofort (3. Juli) beim Streamingdienst Netflix.
Viel Action, noch mehr Nostalgie
Es geht schnell zur Sache. Schon in der Anfangsviertelstunde rast der mittlerweile 63-jährige Murphy als Axel in einem Schneepflug durch Detroit, jagt Verbrecher und missachtet dabei nicht nur die Verkehrsregeln. Dazu sind bekannte 80er-Jahre-Songs aus den ersten beiden Filmen zu hören - »The Heat Is On« von Glenn Frey, »Shakedown« von Bob Seger und »Neutron Dance« von den Pointer Sisters. Von Anfang an setzt »Beverly Hills Cop: Axel F« voll auf Nostalgie.
»Nostalgie ist ein wirklich mächtiges Werkzeug für einen Filmemacher«, sagte Regisseur Mark Molloy im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. »Ich habe diese Songs gleich am Anfang platziert, um das Publikum in diese Zeit zu versetzen. Aber ich wollte auch einem neuen Publikum dieses Gefühl der «Beverly Hills Cop»-Reihe vermitteln.« Der Australier, für den es der erste Spielfilm ist, bezeichnet sich als großen Fan der ersten zwei Filme. »Ich wollte eine Actionkomödie im Stil der 80er Jahre machen.«
»Beverly Hills Cop« machte Murphy zum Weltstar
1984 war »Beverly Hills Cop« dank witziger Sprüche, rasanter Action und eines genialen Soundtracks in den USA der Kinohit des Sommers. Der Film über den Polizisten Axel Foley aus Detroit, der auf eigene Faust in Los Angeles ermittelt, machte Eddie Murphy damals zum Weltstar und wurde für einen Oscar und zwei Golden Globes nominiert.
Auch in Deutschland, wo »Beverly Hills Cop – Ich lös' den Fall auf jeden Fall« (deutscher Titel) erst im April 1985 startete, war der Film ein Kassenschlager, ebenso »Beverly Hills Cop II« von 1987. Was danach kam, würden alle Beteiligten lieber vergessen. Den dritten Teil habe er nie gesehen, räumte Molloy im dpa-Interview schmunzelnd ein. In seinem Film gibt es eine lustige Anspielung auf den Flop.
Natürlich kehrt Axel in »Beverly Hills Cop: Axel F« nach Los Angeles zurück. Seine Tochter Jane (Taylour Paige), zu der er kaum noch Kontakt hat, arbeitet dort als Anwältin. Als Jane einen angeblichen Polizistenmörder vertritt, wird sie massiv bedroht. Axels alter Freund Billy Rosewood (Judge Reinhold), der nun als Privatdetektiv arbeitet und in der Sache ermittelt hat, verschwindet obendrein spurlos. In L.A. merkt Axel, dass bei der Polizei nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Zudem hat er als Vater einiges nachzuholen.
Axel ist älter, verletzlicher, aber immer noch witzig
40 Jahre liegen zwischen dem ersten und dem neusten »Beverly Hills Cop«-Film. »Für mich ist die Entwicklung seines Charakters über diese 40 Jahre das Interessante«, sagte Molloy, der Axel Foley erstmals verletzlich zeigen wollte. »Wir wollen keinen 60-jährigen Mann sehen, der so tut, als wäre er 20. Das finde ich, und Eddie sieht das genauso.« Glücklicherweise ist Foley trotzdem in vielerlei Hinsicht derselbe geblieben. Er muss nur feststellen, dass seine Methoden von früher im Jahr 2024 nicht mehr so gut funktionieren.
Anders als zuletzt etwa Indiana Jones, mit dem man im missratenen »Indiana Jones und das Rad des Schicksals« fast Mitleid haben musste, macht das Wiedersehen mit Axel Freude. Eddie Murphy, dessen Karriere in den vergangenen 30 Jahren eine Berg- und Talfahrt war, ist in Topform. Eine witzige Szene, in der er mit einem Elektro-Fahrzeug der Polizei durch den edlen Shopping-Bezirk Rodeo Drive düst, zählt zu den Highlights des unterhaltsamen Films.
Alte Bekannte und Kultmusik
Überwiegend gelungen ist auch das Wiedersehen mit altbekannten Charakteren. Neben Rosewood sind das der inzwischen zum Polizeichef beförderte Taggart (John Ashton), Axels loyaler Detroiter Kollege Jeffrey (Paul Reiser) und sein alter Kumpel Serge (Bronson Pinchot). Prominente Neuzugänge sind Joseph Gordon-Levitt als Polizist Bobby Abbott und Kevin Bacon als zwielichtiger Captain Grant.
Unverzichtbar ist natürlich die kultige Titelmelodie »Axel F«, mit der der Münchener Harold Faltermeyer in den 1980ern einen Welterfolg landete. Filmkomponist Lorne Balfe (»Mission Impossible: Dead Reckoning«) hat in seinem Synthesizer-lastigen Soundtrack reichlich Gebrauch von Faltermeyers musikalischem Thema gemacht. »Es ist so wichtig für die Atmosphäre des Films«, findet Molloy. »Es gibt ihm diese Nostalgie und diesen 80er-Jahre-Unterton.«
Amüsanter Action-Spaß auf Kino-Niveau
Visuell hat sich Molloy vor allem an »Beverly Hills Cop II« und dem Stil von Regisseur Tony Scott orientiert. Das heißt: coole Optik, ansprechende Bilder, viel Action und wenig aus dem Computer. »Wir haben alles mit Kameras gedreht«, sagte Molloy. »Ich wollte einfach zurück in diese Zeit, in der die Dinge noch greifbar waren und man Fehler gemacht hat. Es war gefährlicher. Man wusste nicht, ob die Kamera wegfliegt oder was abbekommt.« Das hat sich ausgezahlt.
Manche Dialoge sind etwas klischeehaft. Die Handlung ist relativ vorhersehbar. In der Mitte hat »Beverly Hills Cop: Axel F« zudem ein paar Längen. Doch das alles beeinträchtigt das Vergnügen kaum. Auch dank einiger Anspielungen auf die alten Filme und dank sehr amüsanter Gastauftritte (»Happy Gilmore«-Fans aufgepasst) ist der Film äußerst unterhaltsam. Das einzige Ärgernis an »Beverly Hills Cop: Axel F« ist, dass er nicht auf der großen Leinwand gezeigt wird.
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