Offenbach/Berlin (dpa) - Die wochenlange Hitzewelle geht ungemütlich zu Ende: Kräftige Gewitter fegen seit Mittwoch über Teile Deutschlands hinweg und sorgen zumindest kurzfristig für Abkühlung.
Neben Blitz und Donner bringen sie starken Regen, Hagel und Wind. Sogar Orkanböen seien möglich, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Für Nordrhein-Westfalen zum Beispiel werden Starkregen, Hagelschauer und Sturm- bis Orkanböen vorhergesagt.
Mit heftigen Unwettern und Regenmassen zu kämpfen hatten in der Nacht zum Mittwoch bereits mehrere Orte in Hessen, zum Beispiel Kirchhain bei Marburg. Hier liefen nach Behördenangaben Keller voll und Dächer wurden abgedeckt. Die Wassermassen überfluteten auch Straßenzüge. Der Unterricht in zwei Schulen fiel aufgrund von Gebäudeschäden aus.
Vielerorts blieb es am Mittwoch allerdings noch schwül oder extrem heiß und trocken. Im Osten Deutschlands herrschte weiterhin die höchste Waldbrandgefahrenstufe. »Es gibt viele Erdblitze, die Gewitter begleiten«, sagte DWD-Meterologe Gerhard Lux. Die Gefahr von Wald-, Böschungs- oder Feldbränden nehme bei Gewitter zu, sollten diese nicht von ausgiebigen Regenfällen begleitet werden.
»Wenn der Regen nur sturzartig runterkommt, läuft er an der Oberfläche weg. Man wird mit Überschwemmungen rechnen müssen«, warnte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), Hartmut Ziebs. Besonders kleinere Flüsse drohen bei heftigen Regenfällen über die Ufer zu treten - so wie es im Sommer 2017 in Südniedersachsen geschehen ist. Der für Donnerstag angekündigte Starkregen mit Sturm und Hagel könnte die Probleme der Bauern und Tiere verschärfen, warnte die Landwirtschaftskammer in NRW.
Angesichts der »Klimakrise« hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum sofortigen Handeln aufgefordert. Merkel müsse ihren Sommerurlaub beenden, sagte BUND-Chef Hubert Weiger am Mittwoch in Nürnberg. In einem »Klima-Nothilfeplan« fordert der BUND unter anderem die Abschaltung klimaschädlicher Kohlekraftwerke, ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen, eine Verteuerung von Flugtickets und einen ökologischen Landbau.
Ein Ende des Dauerschwitzens wird erst am Freitag erwartet. An der Nordsee kühlt sich die Luft auf 20 Grad ab, und auch ansonsten wird es nicht wärmer als 27 Grad. Nachts gibt es bei 8 bis 15 Grad reichlich Gelegenheit zum Durchlüften.
Das Wochenende wird im Süden sonnig und im Norden regnerisch. Am Samstag ziehen Schauer und Gewitter vor allem über den Norden und Nordwesten hinweg, hier wird es bis 25 Grad, ansonsten bis 27 Grad warm. Am Sonntag sind vereinzelt wieder mehr als 30 Grad möglich.
Eine ähnlich langanhaltende Hitzewelle wie zuletzt erwartet der DWD in diesem Jahr nicht mehr. Zwar werde es punktuell noch über 30 Grad heiß werden, sagte DWD-Meteorologe Jens Winninghoff: »Ich gehe aber nicht mehr von Werten über 35 Grad aus.«
Der Sommer der Extreme - heiß und trocken
Künftiges Klima in Deutschland