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Gesundheitsminister beraten über Coronavirus-Ausbreitung

Das Coronavirus hat Teile Italiens erfasst - Europa ist in Sorge. Die Gesundheitsminister aus Mitteleuropa wollen jetzt die Lage erörtern und mögliche Gegenmaßnahmen beraten.

Coronavirus in Italien
Trotz steigender Fallzahlen in mehreren Ländern übte sich die WHO in Optimismus. Foto: Antonio Calanni/AP/dpa
Trotz steigender Fallzahlen in mehreren Ländern übte sich die WHO in Optimismus. Foto: Antonio Calanni/AP/dpa

ROM. Angesichts der raschen Ausbreitung des neuen Coronavirus in Italien berät die italienische Regierung mit den Nachbarländern und Deutschland die Lage. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn reist dazu nach Rom.

An dem Treffen am Nachmittag sollen neben dem Gastgeber zudem seine Kollegen aus Slowenien, Frankreich, der Schweiz und Österreich teilnehmen.

In Italien sind nach Behördenangaben bis zum frühen Montagabend mindestens sieben Infizierte gestorben - alle hatten demnach Vorerkrankungen. Die Zahl der Infektionsnachweise stieg trotz drastischer Maßnahmen wie Sperrzonen auf mehr als 220, wie Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Abend in Rom sagte. Mehr als 25 Menschen seien auf der Intensivstation. Am Vorabend waren es noch rund 150 gemeldete Infizierte. Italien ist aktuell mit Abstand das Land mit den meisten erfassten Fällen in Europa.

In der besonders schwer betroffenen Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf.

Spahn sagte, ein Virus mache an Landesgrenzen nicht halt. Zur Frage, ob auch in Deutschland ganze Städte abgeriegelt werden könnten, meinte er, theoretisch sei Vieles denkbar. Notwendig sei so ein Schritt nicht. »Von der Absage von Großveranstaltungen (...) bis zum kompletten Abriegeln ganzer Städte gibt es ja auch noch viele Zwischenstufen.«

Erwartet wird, dass die Minister bei ihrem Treffen in Rom Reaktionen auf die Ausbreitung des Virus beraten. Der italienische Zivilschutz und die Regierung in Rom hatten sich bereits gegen Grenzschließungen ausgesprochen. Dies sei rechtlich zwar machbar, bringe aber keinen praktischen Nutzen, so der Zivilschutz.

In Italien traf am Montag ein Team von Experten des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation WHO ein. Die Experten wollen die italienischen Gesundheitsbehörden bei ihrem Kampf gegen das Virus und den Bemühungen um dessen Eindämmung unterstützen. »Covid-19 ist ein neues Virus, das wir sehr ernst nehmen müssen«, sagte WHO-Europadirektor Hans Kluge. Daher werde mit den Mitgliedstaaten eng kooperiert, um diese auf das Auftreten der Lungenkrankheit und eine mögliche örtliche Ausbreitung vorzubereiten.

Die Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus ist aber nach einer neuen EU-Einschätzung für Europäer derzeit »niedrig bis moderat«. Alle bisher berichteten Fälle in der Europäischen Union hätten klare epidemiologische Verbindungen, hieß es in einer Erklärung des ECDC. Man habe Maßnahmen ergriffen, um die weitere Ausbreitung zu begrenzen.

Trotz steigender Fallzahlen in mehreren Ländern übte sich die WHO in Optimismus. Es sei sehr ermutigend, dass die Fallzahlen in China zurückgingen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf. Die Ausbreitung des Virus könne noch gestoppt werden. Die Zahlen aus Italien, dem Iran und Südkorea seien gleichwohl sehr beunruhigend, sagte er. Nach WHO-Einschätzung handele es sich bislang nicht um eine Pandemie, sondern Epidemien in einzelnen Ländern. (dpa)