Eine knappe Woche nach der überraschenden Aufhebung der Verurteilung von Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen durch Berufungsrichter soll der frühere Filmmogul vor Gericht erscheinen. Für kommenden Mittwoch sei eine Anhörung im Gericht von Manhattan angesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft mit, wie US-Medien übereinstimmend berichteten.
Der 72-Jährige sei bereits aus einem Gefängnis im Norden des US-Bundesstaates New York näher an die Metropole nach Rikers Island verlegt worden, gab Weinsteins Sprecher Juda Engelmayer bekannt. Die Mitteilung lag der dpa vor. Sie seien für einen neuen Prozess bereit, falls es dazu kommen werde, führt Engelmayer darin aus. Bei diesem Verfahren würde es weniger Vorwürfe geben und Weinstein habe bessere Karten.
Ein Berufungsgericht hatte am Donnerstag die historische Verurteilung Weinsteins von 2020 überraschend aufgehoben. Mit knapper Mehrheit befand das Gremium, dass bei dem damaligen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden.
Die Vorwürfe gegen Weinstein
Es ging damals vor allem um zwei Vorwürfe: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Tatsächlich stützte sich die Staatsanwaltschaft bei dem weltweit beachteten Fall auch auf eine Reihe von Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht Teil der Anklage waren. Damit sollte aufgezeigt werden, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten.
Trotz der Entscheidung vom Donnerstag bleibt Weinstein im Gefängnis. In einem zweiten Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, war er 2023 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden - zusätzlich zu den 23 Jahren in New York.
Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg muss nun entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet. Man werde »alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln«, teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit.
Haleyi: Aufhebung des Urteils »niederschmetternd«
Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi, eine der Hauptzeuginnen der Anklage, hatte in dem New Yorker Prozess teils unter Tränen ausgesagt und vor der Jury angebliche Übergriffe Weinsteins geschildert. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrer Anwältin Gloria Allred sagte Haleyi nun, dass sie es in Erwägung ziehe, bei einem weiteren Prozess wieder auszusagen, obwohl die Erfahrung »traumatisierend« und »furchterregend« gewesen sei.
Die Aufhebung des Urteils gegen Weinstein sei »niederschmetternd«. Die Richter hätten damit eine »extrem entmutigende« Botschaft für Opfer von sexueller Gewalt überall vermittelt.
Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.
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