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Gemeinde Sylt verbietet Bau neuer Ferienwohnungen

Viele Wohnungen für Urlauber, zu wenig bezahlbarer Wohnraum für Sylter - damit soll nun Schluss sein. Unterstützer feiern: Man habe sich nicht vorstellen können, »dass sich auf Sylt etwas zum Besseren wendet«.

Gemeinde Sylt verbietet Bau neuer Ferienwohnungen
»Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen«: Die Gemeinde Sylt will mit ihrem Beschluss das Ortsteilleben schützen. Foto: picture alliance
»Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen«: Die Gemeinde Sylt will mit ihrem Beschluss das Ortsteilleben schützen.
Foto: picture alliance

Die Gemeinde Sylt hat ein Verbot des Baus neuer Ferienwohnungen beschlossen. Die Gemeindevertretung habe einstimmig für das Beherbergungskonzept gestimmt, hieß es auf der Seite der Gemeinde. Dies sei ein deutliches Signal für ein ausgewogenes Miteinander von Einheimischen und Gästen - und für eine lebens- und liebenswerte Gemeinde.

Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) sagte dem NDR kurz vor der Abstimmung: »Wir empfinden ja auf Sylt seit Jahren schon ein Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen. Mit dem heutigen Beschluss soll erreicht werden, dass wir wieder ins Gleichgewicht kommen. Dauerwohnen ist deswegen so wichtig, weil wir Menschen hier vor Ort brauchen - für die Feuerwehr, Pflege, im Schichtdienst.«

Nach der Abstimmung postete er auf Facebook: »Das ist ein tolles Signal an die Sylter:innen, aber auch für einen verträglichen Tourismus.« Nun seien mehr als 120 Bebauungspläne anzupassen, um weitere Ferienwohnungen auszuschließen und Dauerwohnraum zu sichern. Deshalb sollen auch Arbeitsplätze geschaffen werden.

»Für die Ortsentwicklung wurden drei neue Personalstellen gebilligt, um diese große Aufgabe zu bewältigen«, schrieb der Bürgermeister weiter.

»Sylt hat gewonnen!«

Birte Wieda vom Bürgernetzwerk »Merret reicht's« teilte nach der »denkwürdigen« Gemeindevertretersitzung mit: »Sylt hat gewonnen! All denen, die es in diesem Leben nicht mehr für möglich gehalten haben, dass sich auf Sylt etwas zum Besseren wendet, sei gesagt: Es geht eben doch! Wenn wir uns gegenseitig vertrauen und zusammentun.« Das Bürgernetzwerk sei froh und erleichtert, »auch wenn es in Zukunft noch kritisch und gut zu beobachten sein wird«, sagte Wieda weiter.

Zur Gemeinde Sylt gehören Westerland, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch und Tinnum. Für die anderen Orte der Nordsee-Insel wie List oder Kampen gilt das Konzept zunächst nicht. Wieda sagte, es sei nun sinnvoll und notwendig, dass sich auch die übrigen Sylter Gemeinden dem Beherbergungskonzept anschlössen.

In einem Gutachten war festgestellt worden, dass die Menge der Wohnungen, die in der Gemeinde Sylt durch Ferienwohnungen und auch Nebenwohnsitze dem Markt entzogen werde, immens hoch sei. Die Folge seien etwa der zunehmende Mangel an bezahlbarem Dauerwohnraum und Verkehrsbelastungen.

In einigen Lagen gefährde dies bereits das Ortsteilleben, da immer weniger dauerhaft auf der Insel Wohnende für Ehrenamt, soziale Einrichtungen oder auch als Arbeitskraft zur Verfügung stehen.

© dpa-infocom, dpa:230317-99-987658/3