Eschede (dpa) - Zum 20. Jahrestag des bislang schwersten Bahnunglücks in der Bundesrepublik Deutschland wird in Eschede an diesem Sonntag (10.30 Uhr) eine Gedenkfeier organisiert.
Neben Überlebenden und Angehörigen werden dazu auch Bahn-Vorstandschef Richard Lutz und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erwartet. Auch aus dem Kreis der damaligen Einsatzkräfte haben sich Teilnehmer angekündigt. Zum Unfallzeitpunkt sind Schweigeminuten und eine verlangsamte Vorbeifahrt der Züge vorgesehen.
Am 3. Juni 1998 kurz vor 11 Uhr entgleiste der Intercity-Express 884 »Wilhelm Conrad Röntgen« in der kleinen niedersächsischen Gemeinde. Mit Tempo 200 prallte er gegen eine Betonbrücke. 101 Menschen starben, 88 Reisende wurden schwer verletzt. Das Unglück dauerte nur 3,5 Sekunden. Der Zug war auf dem Weg von München nach Hamburg. Ursache des Unglücks war ein gebrochener Radreifen, der sich an einer Weiche vor der Brücke verhakt hatte.
Den ersten der knapp 2000 Helfer boten sich furchtbare Bilder. Opfer lagen blutend und eingeklemmt in den zerstörten Waggons und unter den Betonmassen der eingestürzten Straßenbrücke. Andere Passagiere hatten sich retten können und irrten unter Schock am Unfallort umher.
Die Bahn zahlte den Hinterbliebenen für jeden Toten 30.000 Mark Schmerzensgeld, umgerechnet etwa 15.000 Euro. Ein Strafverfahren gegen die Bahn und den Reifenhersteller wurde 2003 eingestellt. Hinterbliebene und Überlebende warfen der Bahn Fahrlässigkeit und Schlamperei vor. Bei der Zulassung der Radreifen sei die Belastbarkeit der Technik nicht ausreichend geprüft worden, später habe es trotz festgestellter Probleme Nachlässigkeiten bei der Wartung gegeben.
Erst am 15. Jahrestag 2013 entschuldigte sich der damalige Bahnchef Rüdiger Grube für das entstandene Leid. »Auch wenn wir dadurch nichts ungeschehen machen können, bitten wir Sie, unsere Entschuldigung anzunehmen, sie kommt wirklich von ganzem Herzen.« Die Opfer hatten bis dahin vergeblich auf eine solche Geste gewartet. Zwischen Opfern und den Verantwortlichen der Bahn gab es lange Zeit tiefe Gräben. »Wir haben sicherlich auch Fehler gemacht. Wir bedauern die Geschehnisse in Eschede zutiefst«, sagte Grube vor fünf Jahren.