Im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach vor dem Kölner Landgericht hat ein Sachverständiger den 62-Jährigen am Donnerstag mit »hoher Wahrscheinlichkeit« als Täter identifiziert. Nach Angaben des Bild-, Video- und Digital-Forensikers Georg A. Rauscher habe Drach mit einer Wahrscheinlichkeit von »95 bis 99 Prozent, mit Tendenz zum niedrigeren Wert« die Raubüberfälle auf Werttransporter vor Ikea-Filialen in Köln und Frankfurt/Main sowie am Flughafen Köln/Bonn verübt.
Drachs »Watschelgang« sei charakteristisch
Für sein Gutachten hatte der Sachverständige auf Überwachungsvideos zurückgegriffen, auf denen die Überfälle aufgezeichnet worden waren. Anhand der Aufnahmen wollte er zahlreiche übereinstimmende Merkmale wie Körperhöhe oder Arm- und Beinlänge feststellen. »Bauchansatz« sowie »Größe und Aufbau des Gesäßes« stimmten nach seiner Aussage ebenso überein wie zahlreiche Gesichtsmerkmale. Es gebe »keine nicht-übereinstimmenden Merkmale« zwischen der gefilmten Person und Drach, sagte Rauscher. Als charakteristisch bezeichnete er auch Drachs »Watschelgang«, der durch dessen X-Beine und Kipphüfte verursacht sei.
Drach zeigte sich mit den Ausführungen des Experten nicht einverstanden und rief dazwischen: »Herr Vorsitzender, der Gutachter lügt doch.« Auch die Verteidiger von Drach und von dem niederländischen Mitangeklagten zeigten sich wenig überzeugt von dem Gutachten. Von einem Überfall in Limburg, der Drach zur Last gelegt wird, lagen laut Staatsanwaltschaft keine Videoaufnahmen vor.
Drach wird auch versuchter Mord vorgeworfen
Drach wird in dem Prozess neben besonders schwerem Raub in vier Fällen auch versuchter Mord vorgeworfen. Der Deutsche soll auf zwei Geldboten geschossen und diese schwer verletzt haben.
1996 hatte Drach den Tabakkonzernerben Jan Philipp Reemtsma entführt und erst gegen eine Lösegeldzahlung wieder freigelassen. Für die Tat war Drach zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
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