»Ich bin froh, dass der von der deutschen Justiz gesuchte, mutmaßliche Täter wieder in Deutschland ist«, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer am Abend. »So kann das Ermittlungsverfahren schnell vorangetrieben werden.« Am Sonntag sollte Ali B. einem Haftrichter vorgeführt werden.
Er steht im Verdacht, die am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefundene Susanna F. in der Nacht vom 22. zum 23. Mai vergewaltigt und anschließend getötet zu haben, um das vorangegangene Verbrechen zu vertuschen. Der 20-Jährige hatte sich in den Nordirak abgesetzt und war dort in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Kurdischen Ermittlern zufolge hat Ali B. die Tötung des 14-jährigen Mädchens aus Mainz gestanden.
Der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, war einem Bericht der »Bild-Zeitung« zufolge selbst bei dem Flug nach Deutschland dabei. Die Bundespolizisten hätten Ali B. erst im Flugzeug von den kurdischen Sicherheitsbehörden der nordirakischen Region übernommen, sagte er der Zeitung. Nach der vorläufigem Festnahme habe der Vertreter der kurdischen Regionalregierung ihn um eine Abschiebung des Tatverdächtigen nach Deutschland gebeten.
In Kanada begrüßte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Festnahme des Tatverdächtigen und die Rückführung nach Deutschland. »Das unfassbare Leid, das der Familie und dem Opfer widerfahren ist, bewegt jeden und erfasst auch mich«, sagte Merkel am Samstag am Rande des G7-Gipfels im kanadischen La Malbaie.
Der Polizeioffizier Tarik Ahmed berichtete im kurdischen TV-Sender Rudaw, Ali B. habe die Tat gestanden. Dieser Schilderung zufolge hätten der 20-Jährige und sein Opfer viel Alkohol getrunken und Tabletten geschluckt. Zwischen den beiden sei es zum Streit gekommen. Das Mädchen habe gedroht, die Polizei anzurufen, was Ali B. nach eigener Aussage zu der Tat getrieben habe - er habe die 14-Jährige stranguliert.
Am Sonntag sind in Mainz, dem Heimatort des getöteten Mädchens, mehrere Demonstrationen geplant. Dabei dürfte es ähnlich wie bereits bei Kundgebungen am Samstag nicht nur um das Gedenken an die getötete Susanna, sondern auch um Asylpolitik und Integration gehen. Der Fall hat eine heftige politische Debatte ausgelöst. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wurde der Ruf nach einer Verkürzung der Asylklageverfahren laut. Der Asylantrag des verdächtigen Irakers war bereits Ende 2016 abgelehnt worden, er hatte aber Rechtsmittel dagegen eingelegt, so dass eine Abschiebung damit gestoppt war. (dpa)