Der Kauf einer Luxusvilla im ersten Halbjahr der Corona-Pandemie ausgerechnet durch den Gesundheitsminister hatte 2020 viele Schlagzeilen gemacht. Und war offensichtlich auch eine Fehlentscheidung, wie Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt zugibt.
Nach weniger als drei Jahren haben sich Spahn und sein Ehemann nun von ihrer gemeinsamen Villa im Berliner Nobel-Stadtteil Dahlem getrennt. »Ja, wir haben das Haus verkauft«, sagte der 42-jährige Politiker laut einem Bericht von »t-online«. Den Auszug aus der Villa plant das Ehepaar für Mitte des Jahres. Bis dahin soll ein neuer Wohnsitz gefunden sein.
Spahn, der Vize-Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ist, spricht nun von Fehlern in Bezug auf den Zeitpunkt und den Umgang mit dem Immobilienkauf. »Der Kauf damals, das war der falsche Zeitpunkt, mitten in der Pandemie.« Aus dem erhofften Rückzugsort sei ein Unruheherd geworden, »auch durch eigene Fehler im Umgang damit«. Bis heute stünden Demonstranten und Schaulustige vor dem Haus: »Regelmäßig kommt anonyme Post, erst kürzlich wieder ein Paket mit Fäkalien«, sagte Spahn. Er fügte hinzu: »Unser Glück hängt nicht an einem Haus. Deshalb haben wir uns für einen klaren Schnitt entschieden.«
Über Spahns Immobilien, Kaufpreise, Finanzierungen und sein Verhältnis zu den Banken, die Kredite gaben, war während der Corona-Pandemie öffentlich diskutiert worden.
Nach der Pandemie hatte er 2022 dann in seinem Buch »Wir werden einander viel verzeihen müssen« Selbstkritik geübt. »Politisch unklug, unsensibel« sei der Zeitpunkt für den Kauf des Hauses gewesen, »das später wegen des vergleichsweise hohen Werts der Immobilie als «Villa» in die Schlagzeilen« gekommen sei. Den Kauf bereue er trotz allem nicht.
Bericht: Verlust von etwa 200.000 Euro
Nun stellt sich heraus, das Ehepaar machte mit der Villa und dem kürzlichen Verkauf keinen Gewinn, sondern einen Verlust von etwa 200.000 Euro. Unter Berufung auf vorliegende Belege berichtet »t-online«, die Villa sei für 5,3 Millionen Euro verkauft worden. Dem standen damalige Gesamtausgaben von 5,5 Millionen Euro gegenüber, die zum größeren Teil über Kredite finanziert worden seien.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur umfassen die 5,5 Millionen den Kaufpreis, die umfangreiche Renovierung sowie die üblichen zusätzlichen Kosten für den Notar, den Grundbucheintrag, die Grunderwerbssteuer und den Makler.
Zu den Überlegungen des Ehepaars sagte Spahn nun »t-online«: »Finanziell hatten wir uns gestreckt. Da geht es uns nicht anders als vielen anderen, die sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Die Inflation tut ihr Übriges.«
Seit dem Regierungswechsel 2021 verdient Spahn als Bundestagsabgeordneter weniger als als Minister.
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