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Englands Hochzeit des Jahres: Hugh Grosvenor heiratet

Bräutigam Hugh Grosvenor ist mit William und Harry befreundet, aber zur heutigen Feier darf nur William kommen

Hugh Grosvenor (rechts) mit seinem Freund Prinz William (Mitte) und Ex-Premierministerin Theresa May.  ARCHIVFOTO: UK GOVERNMENT
Hugh Grosvenor (rechts) mit seinem Freund Prinz William (Mitte) und Ex-Premierministerin Theresa May. ARCHIVFOTO: UK GOVERNMENT Foto: Gea
Hugh Grosvenor (rechts) mit seinem Freund Prinz William (Mitte) und Ex-Premierministerin Theresa May. ARCHIVFOTO: UK GOVERNMENT
Foto: Gea

CHESTER. An diesem Freitag erlebt Chester seinen großen Tag. Seit Wochen schon wurde das mittelalterlich anmutende Städtchen im Nordwesten Englands an der Grenze zu Wales durch Blumenschmuck aufgehübscht. Die Straßen der Innenstadt sind gesperrt, denn man erwartet Tausende von Schaulustigen. Heute findet in der Kathedrale von Chester die Hochzeit des Jahres statt, und die High Society des Königreichs stellt sich ein.

Den Maiden im Königreich wird es das Herz zerreissen, aber an diesem Freitag ist es endgültig vorbei: Der begehrteste Junggeselle Europas verabschiedet sich vom Heiratsmarkt. Hugh Grosvenor, der siebte Herzog von Westminster und einer der reichsten Männer in Großbritannien, ehelicht Olivia Henson. Die 31-Jährige, die als Managerin für ein Londoner Lebensmittelunternehmen arbeitet, hat ebenfalls aristokratischen Hintergrund mit familiären Verbindungen zum Herzogtum von Rutland.

Rund 400 Gäste wurden zur Zeremonie in die Kathedrale geladen, darunter die ältesten und aristokratischsten Familien des Landes – die Percys aus Northumberland, die Howards aus Norfolk und die van Cutsems sowieso. Ranghöchster Gast ist der Thronfolger selbst. Prinz William wird seinem Freund Hugh, den er seit Kindestagen kennt, als »Usher« zur Hand gehen, das heißt, er wird als eine Art Zeremonienmeister Gäste begrüßen und sie zu ihren Sitzen führen.

Die Verbindungen zwischen der Grosvenor-Familie und dem Königshaus sind alt und eng. Die verstorbene Queen Elizabeth war Ehrengast, als Hughs ältere Schwester Tamara vor zwanzig Jahren Edward van Cutsem heiratete, ebenfalls in Chester. König Charles III. ist Patenonkel von Hugh, während der wiederum Patenonkel von Prinz Harrys Sohn Archie und Prinz Williams Stammhalter George ist, der ja auch irgenwann König sein wird.

Das machte es für Hugh Grosvenor nicht einfach. Der 33-Jährige ist mit beiden Prinzen, mit William ebenso wie mit Harry, eng befreundet. Doch angesichts der Familiendynamik im Hause Windsor und dem Umstand, dass William seinen jüngeren Bruder als Nestbeschmutzer verachtet und nichts mehr mit zu schaffen haben will, tat sich ein Problem auf: Einladen musste er beide, aber kommen konnte nur einer. Ein Telefongespräch mit Harry, so berichtete die »Times«, löste die knifflige Situation. Harry wurde ausdrücklich zur Hochzeit gebeten, aber verzichtete mit Verweis auf die lange Anreise aus dem fernen Kalifornien.

Riesige Ländereien

Der 25-jährige Grosvenor wurde zum zehnfachen Pfund-Milliardär und zum siebten Herzog von Westminster, als sein Vater 2016 überraschend mit 64 Jahren an einer Herzattacke verstarb. Er wurde einmal gefragt, welchen Rat er jungen Aufsteigern geben würde und antwortete treuherzig, dass es helfe, »einen Vorfahren zu haben, der ein enger Freund von Wilhelm dem Eroberer war«. Er hatte gut lachen: Die Grosvenors (Wappenmotto: »Tugend, nicht Herkunft«) kamen im Tross des Normannen im Jahre 1066 ins Land und haben seitdem Reichtümer über Reichtümer angehäuft. Heute gehören der Familie, und das nur unter anderem, riesige Ländereien in Schottland, Einkaufszentren in Stockholm, Appartementblöcke in Tokio und, wie ein Kolumnist nicht ganz im Scherz schrieb, »halb London«. Naja, nicht ganz die Hälfte, aber immerhin 121 Hektar Grundbesitz in den noblen Stadtvierteln Mayfair und Belgravia. Die Grosvenors, sagt man, sollen mehr Grundbesitz im Königreich haben als der König selbst.

Hugh Grosvenor erbte vor acht Jahren all die Milliarden, obwohl er nicht der Erstgeborene ist und drei Schwestern hat, von denen zwei älter sind als er selbst. Doch Tamara, Edwina und Viola sind von der Erbfolge ausgeschlossen, weil die Normannen mit ihrer Invasion auch eine Regel mitbrachten, die bis heute gilt: die Primogenitur. Danach wird der Titel und das Vermögen eines Aristokraten nur an den ältesten männlichen Nachfolger weitergegeben, während Geschwister, insbesondere ältere Schwestern, leer ausgehen. Für das Königshaus ist die Primogenitur abgeschafft worden, für die übrigen Adelsfamilien im Land gilt sie aber noch. Allerdings soll für die drei Ladys Grosvenor mit großzügigen Trust-Funds gesorgt worden sein. Hugh Grosvenor mag zwar, wie der Engländer sagt, mit einem Silberlöffel im Mund geboren worden sein, aber sein Vater hat dafür gesorgt, dass er mit beiden Beinen auf dem Boden blieb. Erzogen wurde er in der lokalen staatlichen Grundschule und später auf einer Privatschule nahe des Familiensitzes Eaton Hall in der Grafschaft Cheshire, so das er jeden Tag zu Hause schlafen konnte. Hugh und seine Schwestern wurden ferngehalten von Bällen der Standesgenossen und von Partys des Londoner Jetsets. Der sechste Herzog nahm seinen Stammhalter mit zu einem Drogenrehabilitationszentrum, um ihm zu zeigen, was Heroin anrichten kann, und die Lektion scheint gewirkt zu haben, denn im Gegensatz zu anderen Jung-Aristos hat man bei Hugh nie von Drogengeschichten gehört. Als Bräutigam zeigt er sich in Chester ganz von seiner patriarchalischen Seite. Er hat die Beschmückung der Stadt durch 100.000 Blumen finanziert und spendiert an seinem Hochzeitstag jedem in Chester ein Gratis-Eis. (GEA)