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»Ein Herz für Kinder« bringt Millionenspende

Bei der Fernsehshow »Ein Herz für Kinder« kommt erneut eine Millionensumme zusammen. Der Abend mit Königin Silvia, Wladimir Klitschko und anderen Prominenten ruft einem etwas ins Gedächtnis.

»Ein Herz für Kinder«
Mehr als 70 Stars aus Gesellschaft, Sport, Politik, Showbusiness und Social Media nahmen Spenden der Zuschauer entgegen. Foto: Jörg Carstensen
Mehr als 70 Stars aus Gesellschaft, Sport, Politik, Showbusiness und Social Media nahmen Spenden der Zuschauer entgegen.
Foto: Jörg Carstensen

Während viele Menschen in den Weihnachtsvorbereitungen stecken, fasst Moderator Johannes B. Kerner das Jahr schon einmal zusammen. In der Fernsehshow »Ein Herz für Kinder« spricht er von einem komischen und herausfordernden Jahr, insbesondere seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Er erwähnt die Inflation und steigende Energiepreise. »Keiner weiß so richtig, wie's weitergeht. Aber wir wollen die Hoffnung nicht verlieren.«

Hoffnung ist eine Haltung, die während der dreistündigen Sendung im ZDF am Samstagabend immer wieder auftaucht. Moderator Kerner steht da mit Anzug, Krawatte und weißem Hemd. Ein Weihnachtsbaum glitzert auf der Bühne. Prominente nehmen Spendenanrufe entgegen. Menschen erzählen von schwierigen Zeiten und hilfreichen Projekten.

Auszeichnung für Wladimir Klitschko

Rund 24,2 Millionen Euro kommen während der Show für den guten Zweck zusammen. Das ist etwas weniger als in den vergangenen beiden Jahren, aber mehr als vor der Pandemie. Vor den Fernsehern schauen 3,48 Millionen Menschen zu (Marktanteil 14,2 Prozent). Eine besondere Auszeichnung geht stellvertretend an Wladimir Klitschko, den früheren Profiboxer und Bruder des Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko. Er wird mit dem Goldenen Herz geehrt, stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer der vom Krieg betroffenen Kinder in der Ukraine.

Auch Schwedens Königin Silvia ist ins Studio nach Berlin gekommen. Außenministerin Annalena Baerbock und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sind dort, Finanzminister Christian Lindner, Schlagerstar Roland Kaiser, die Sängerinnen Vicky Leandros und Andrea Berg, »Tatort«-Darsteller Jan Josef Liefers, Olympiasiegerin Kristina Vogel und Ex-Fußballprofi Philipp Lahm.

»Das finde ich extrem super«

Rapperin Katja Krasavice spendet mit ihrer Firma kurzerhand selbst 100.000 Euro. Und Schauspieler Kida Khodr Ramadan findet, Anrufe am Spendentelefon entgegenzunehmen, sei wie Erdkundeunterricht. Wegen der kleinen Städte, die er bisher nicht gekannt habe (»Groß-Gerau« - »ich fahr' da mal hin demnächst«). Es sei erstaunlich, dass sehr junge Menschen anriefen. »Das finde ich extrem super.«

Die Aktion »Ein Herz für Kinder«, die von Verleger Axel Springer und der »Bild«-Zeitung ins Leben gerufen wurde, unterstützt zum Beispiel Kinderkliniken, Kindergärten, Suppenküchen oder Familien. Bei der Gala treten etwa Alvaro Soler, Kelvin Jones und Nico Santos, Giovanni Zarrella, Kerstin Ott und »The Voice Kids«-Gewinnerin Georgia auf. Vicky Leandros und Roland Kaiser singen mit einem Mädchen, das erst vor einigen Monaten aus der Ukraine gekommen ist. Andrea Berg tritt mit ihrer Schwiegertochter Vanessa Mai auf.

Schauspielerin Senta Berger erzählt von ihrem Besuch in Eritrea, wo sie Kinder mit schweren Verbrennungen getroffen hatte. Die Mediziner in dieser Klinik operierten unter einem schimmeligen, undichten Dach. Die Ärzte bräuchten dringend Ausrüstung und medizinische Geräte.

»Uns geht es im Vergleich zu anderen Ländern gut«

Peter Schwidtal von der Organisation Archemed sagt dann etwas, was im Alltag hier manchmal aus den Augen gerät. Immer, wenn sie aus Eritrea zurückkämen in dieses paradiesische Deutschland, seien sie demütig. »Die meisten Menschen machen sich ja gar keine Gedanken, wie gut es uns hier geht im Vergleich zu anderen Ländern.« Er erinnert dann an die Lebensbedingungen in Eritrea, Afghanistan und auch in der Ukraine.

Was die Menschen in der Ukraine derzeit erleben, schildert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Laudatio für Klitschko und andere Helfer. »Wenn es in diesem Moment, wo immer auf dieser Welt, passiert, dass ein Kind geboren wird, dann braucht es neben ganz viel Liebe zwei Dinge. Schutz und Geborgenheit. Für viele Kinder in der Ukraine ist das unerreichbar«, sagt sie.

»Das erste Licht ist für viele Neugeborene der Schein einer Taschenlampe, weil der Strom im Kreißsaal fehlt. Über die Krankenhausflure kriecht die Kälte. Es mangelt an heißem Wasser. Säuglinge kommen unter Raketenbeschuss zur Welt«, sagt von der Leyen. Russlands Präsident Wladimir Putin feuere Raketen auf Wohnblöcke, Stromnetze und Heizkraftwerke. Außenministerin Baerbock sagt, man dürfe die Menschen dort nicht vergessen. Sie appelliert an Putin, den Krieg zu beenden.

Klitschko bedankt sich für die Unterstützung. Er wolle nicht nur denen Danke sagen, die hinter der Frontlinie die Kinder versorgten. Er erwähnt auch die Menschen im Studio und in Deutschland, jeden, der finanziell unterstütze oder Flüchtlinge aufgenommen habe. Es sei auch wichtig, den barbarischen Angriff zu verurteilen. »Vielen Dank für die Unterstützung«, sagt Klitschko. »Bitte nicht aufhören.«

© dpa-infocom, dpa:221218-99-939672/4