Wenn Wim Wenders mit seiner Ehefrau am Sonntag über den roten Teppich flaniert, dann laufen mehrere Videobänder seiner alten Filme mit - zu einem Abendkleid verstrickt. Das sei die Idee der Designerin Mira von der Osten, Gründerin des Berliner Labels Cruba, gewesen, verrät Donata Wenders im dpa-Interview. Beim Empfang von German Films, der Auslandsvertretung des deutschen Films, in einem Restaurant in Los Angeles, schwärmt sie von ihrem originellen Oscar-Outfit.
Die Designerin habe ihr vorgeschlagen, dass sie aus alten VHS-Kassetten von Wims Filmen ein Kleid stricken möchte. Sie hätten dann Bänder der Filme »Paris, Texas« (1984), »Tokyo-Ga« (1985) und »Der Himmel über Berlin« (1987) ausgewählt, erzählt die 58-jährige Fotografin.
Komplett nachhaltig
Das bodenlange, ärmellose Kleid besteht praktisch aus alten Magnetbändern und ist damit komplett nachhaltig, sagt Donata Wenders. Zudem passe das Material perfekt zu Wenders nominierten Film »Perfect Days«, mit dem der deutsche Regisseur für Japan in der Sparte »Internationaler Film« antritt.
Der meditative Spielfilm dreht sich um einem Mann namens Hirayama (Koji Yakusho), der in Tokio Toiletten reinigt, Bücher und alte Musikkassetten liebt und mit seinem einfachen Leben zufrieden ist. Video- und Musikkassetten enthalten das gleiche Material, nur sind die VHS-Magnetbänder breiter.
Wim Wenders setzt auf Yamamoto
Wenders war nach eigenem Bekunden sofort davon angetan, die alten Kassetten auf diese Weise zu entsorgen. »Wer will die denn auch noch? Ich finde es ja wunderbar, dass mit dem Zeug endlich was gemacht wird«, erzählt der Regisseur der dpa. Für die Qualität dieser alten VHS-Kassetten habe er sich immer geschämt. »Und jetzt endlich eine wunderbare Art, sie zu recyceln, indem man mit ihnen strickt«, freut sich Wenders. Er selbst wird aber keinen Strickanzug tragen. Ihr Mann werde von dem japanischen Modedesigner Yohji Yamamoto eingekleidet, sagt Donata Wenders.
Die Trophäen werden in der Nacht zum Montag verliehen. Das Ehepaar wird bei den 96. Academy Awards zum vierten Mal über den Oscar-Teppich laufen. Dreimal war der Regisseur zuvor schon nominiert gewesen, aber immer leer ausgegangen: 2000 mit der Musiker-Doku »Buena Vista Social Club«, 2012 mit dem 3D-Tanzfilm »Pina« über Pina Bausch sowie 2015 mit der Doku »Das Salz der Erde« über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado.
Wird er es im vierten Anlauf schaffen? »Ich glaube, ich werde überrascht sein, wenn er gewinnt. Und ich werde überrascht sein, wenn er nicht gewinnt«, sagt Donata Wenders ganz diplomatisch. Mit »Perfect Days« sind unter anderem der deutsche Beitrag »Das Lehrerzimmer« von Regisseur Ilker Çatak und das britische Drama »The Zone of Interest« von Regisseur Jonathan Glazer mit den deutschen Schauspielern Christian Friedel und Sandra Hüller im Rennen.
© dpa-infocom, dpa:240309-99-276588/3