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DLRG macht sich Sorgen um die Sicherheit an Gewässern

Wenn es draußen heiß wird, dürften die meisten vom Wasser fast magisch angezogen werden. Dass das gefährlich sein kann, wissen die DLRG-Lebensretter seit 110 Jahren nur zu gut.

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Zwei DLRG-Retter mit einem Schlauchboot. Foto: Daniel Reinhardt/DPA
Zwei DLRG-Retter mit einem Schlauchboot.
Foto: Daniel Reinhardt/DPA

Je weniger Menschen sicher schwimmen können, desto mehr wächst die Gefahr am Wasser: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft fürchtet zunehmend um die Sicherheit an Gewässern.

»Wir gehen davon aus, dass nicht einmal jedes zweite Kind, das die Grundschule verlässt, sicher schwimmen kann«, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt anlässlich des 110-jährigen Bestehens des Verbandes. »Wer sich aber nicht sicher im nassen Element bewegen kann, wird sein Leben lang am, auf und im Wasser gefährdeter sein«, betonte sie. Die DLRG feierte ihren 110. Geburtstag am Samstag in Bad Nenndorf gemeinsam mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil auf einem Familienfest.

Ehrenamt ist sinnstiftend

Der SPD-Politiker betonte: »Ich bin sehr dankbar, dass es die DLRG gibt.« Weil ermutigte auch andere Menschen, dem Beispiel der Lebensretter zu folgen: »Es ist keine Strafe, sich ehrenamtlich zu engagieren. Eine Freizeitbeschäftigung, die Spaß macht und Sinn stiftet – es gibt doch nichts Besseres.«

Vogt machte klar, dass auch wegen der alternden Bevölkerung der Anteil älterer Menschen steige, die ertrinken. »Ursächlich sind allzu oft gesundheitliche Probleme«, erklärte sie. »Mit einem besseren Wissen um die Problematik ließe sich ein Teil der tödlichen Unfälle sicher vermeiden.«

Wir brauchen überall im Land Schwimmbäder

Dennoch gehe es darum, zuerst bei den Jüngsten anzusetzen: Es müsse gelingen, dass »alle Kinder in der Schule zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern ausgebildet werden«, mahnte Vogt. Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DLRG stieg der Anteil der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, zwischen 2017 und 2022 von 10 auf 20 Prozent. »Nur in der Institution Schule werden alle Jungen und Mädchen erreicht«, betonte sie.

Aber: »Dafür zuallererst brauchen wir überall im Land ausreichend Schwimmbäder«, forderte Vogt. Aber auch Wasserretter könnten nur dort ausgebildet werden, wo es gut ausgestattete Hallenbäder gebe. »Bund, Länder und Kommunen müssen ihre Anstrengungen für eine bedarfsgerechte Bäderinfrastruktur in der Bundesrepublik deutlich erhöhen«, mahnte sie an. Das gelte auch für Freibäder als Orte des besonders sicheren Badevergnügens: »Denn Unfälle ereignen sich insbesondere an zumeist unbewachten Flüssen und Seen.«

Im Oktober 1913 wurde die DLRG gegründet

Die Lebensretter erinnerten daran, dass bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein nur zwei bis drei Prozent der Bevölkerung schwimmen konnten - und jährlich etwa 5000 Menschen ertranken. Der teilweise Einsturz der Seebrücke in Binz auf Rügen im Juli 1912, bei dem 16 Menschen im Wasser starben, führte laut DLRG zum Umdenken: Am 19. Oktober 1913 wurde die DLRG in Leipzig ins Leben gerufen.

Heute kommt die DLRG eigenen Angaben zufolge auf rund 580.000 Mitglieder. Über 42.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer wachen demnach jährlich mehr als 2,5 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Im laufenden Jahr ertranken bis zum Stichtag 25. Juli in deutschen Gewässern mindestens 192 Menschen - 21 weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Die Lebensretter sind nach DLRG-Angaben auch im Einsatz, wenn Hochwasser und andere Katastrophen Menschenleben bedrohen. Dafür seien Boote, Fahrzeuge oder Schutzausrüstung notwendig - und eine fundierte Ausbildung. »Das meiste davon wird von unseren Mitgliedern und unseren Unterstützern finanziert«, sagte Vogt. »Selbst wenn ein Bundesland Einsatzfahrzeuge und Rettungsboote für die Einheiten der Wasserrettung beschafft, müssen diese unterhalten werden.« Die DLRG forderte die Länder auf, sich stärker für die Wasserrettung im Katastrophenschutz einzusetzen.

Auch müssten die Freiwilligen der privaten Hilfsorganisationen »endlich« mit Freiwilligen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk gleichgestellt werden. Das betreffe etwa den Versicherungsschutz und die Freistellung für Einsätze, Ausbildungen und Übungen.

»Sicher schwimmen zu können ist die beste Prävention gegen das Ertrinken«, sagte Vogt - und betonte: »Es geht also nicht nur um Sport und Spaß, sondern ums Überleben.«

© dpa-infocom, dpa:230902-99-48316/4