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»Dirty Harry« eckt zunehmend an

Der beliebte Prinz predigt Umweltschutz und fliegt ständig im Privat-Jet. Das erscheint vielen scheinheilig

Der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan Markle, besteigen am Flughafen Fua'amotu auf Tonga ihr Flugzeug.  foto: dpa
Der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan Markle, besteigen am Flughafen Fua'amotu auf Tonga ihr Flugzeug. foto: dpa
Der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan Markle, besteigen am Flughafen Fua'amotu auf Tonga ihr Flugzeug. foto: dpa

LONDON. Er ist der beliebteste Royal, gleich nach der Queen: Prinz Harry, der am Sonntag seinen 35. Geburtstag feiert, hat eigentlich allen Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Nach seiner Heirat mit der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle im letzten Jahr und der Geburt seines Sohnes Archie im Mai sind seine Popularitätswerte stetig nach oben geklettert. Doch jetzt bläst ihm der Wind ins Gesicht. Er habe Königin Elizabeth II. brüskiert, wird ihm vorgeworfen, nachdem Harry und seine Frau eine Einladung der Queen mit fadenscheinigen Argumenten ausgeschlagen haben. Und der einflussreiche Kolumnist Piers Morgan griff den Prinzen als »Heuchler-Harry« an, weil er Öko-Tourismus predige, aber selbst am liebsten in Privat-Jets fliegen würde.

Es ist nicht klug, das Familienoberhaupt vor den Kopf zu stoßen. Jedes Jahr verbringt die Queen ihre Sommerferien auf Schloss Balmoral in Schottland und freut sich, wenn ihre Kinder, Enkel und Ur-Enkel sie dort besuchen kommen. Doch in diesem Jahr hatten Harry und Meghan keine Lust, der Chefin der Firma ihre Aufwartung zu machen. Sie gaben als Grund an, »zu beschäftigt« zu sein, außerdem sei Baby Archie »zu jung«.

Die Queen versetzt

Es war eine lahme Ausrede. Anfang August hatten der Herzog und die Herzogin von Sussex den damals gerade zwei Monate alten Archie zu einer Party auf Ibiza mitgenommen. Und als Meghan am letzten Freitag für einen Kurztrip nach New York flog, um ihre Freundin Serena Williams Tennis spielen zu sehen, machte sie damit klar, wo ihre Prioritäten liegen. Die Queen auf Balmoral zu besuchen, wo es zu den Vergnügungen gehört, auf die Jagd zu gehen und Moorhühner zu schießen, ist für die Tierschützerin Meghan kein Vergnügen. Und auch nicht etwas, was sie ihrem Ehemann erlauben will.

Das Herzogspaar hatte sich auch anlässlich der Taufe von Archie kritische Töne gefallen lassen müssen. Die beiden hatten die Feier im Juli auf Schloss Windsor mit nur 25 Gästen ganz privat aufgezogen und wollten partout nicht das öffentliche Interesse bedienen. Weder Gästeliste noch Taufpaten wurden verraten. Fotografen hatten keinen Zutritt.

Der Buckingham Palast veröffentlichte hinterher zwar zwei Fotos, doch die Fans waren enttäuscht. Wer sich, so der Vorwurf an das Herzogspaar, auf Staatskosten seine Residenz, das Frogmore Cottage in Windsor, für umgerechnet mehr als 2,5 Millionen Euro renovieren lässt, habe auch eine gewisse Bringschuld. Da reiche es nicht, auf die Privatsphäre zu verweisen und die Öffentlichkeit von Ereignissen wie der Archie-Taufe auszuschließen.

Prinz Harry hatte sich zudem im Kontext der Klima-Debatte Blößen gegeben. Er wolle aus Klimaschutzgründen nicht mehr als zwei Kinder haben, erklärte er in einem Interview. Und auf seinem Instagram-Account predigte der Prinz den Umweltschutz: »Mit fast 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde macht jede noch so kleine Entscheidung, jeder Fußabdruck, jedes Tun und Lassen einen riesigen Unterschied.« Zu dumm nur, dass Harrys eigener CO2-Fußabdruck nicht unerheblich ist. Wer beispielsweise mit Privat-Jet reist, verursacht pro Kopf, verglichen mit einem Linienflieger, eine mindestens zehnmal so hohe Kohlendioxid-Belastung. Und der Prinz fliegt bevorzugt privat. Jetzt ist von »Dirty Harry« die Rede. Der Royal versuchte, sich zu rechtfertigen, indem er auf »die einzigartigen Umstände« hinwies, um die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten. »99 Prozent meiner Reisen um die Welt«, erklärte Harry bei einer Ökotourismus-Konferenz Anfang September, geschähen mit Linienfliegern. Doch das sei, rechnete ihm die »Times« vor, »mehr als nur eine kleine Übertreibung«. Er fliege vielmehr öfter mit Privat-Jet oder Charter-Maschine als mit kommerziellen Fluglinien. Jetzt kratzt der Vorwurf der Doppelmoral am Image des Herzogs. Öffentlich die Einhaltung der Klimaziele zu fordern, aber privat anders zu handeln, macht zurzeit einen ganz schlechten Eindruck. (GEA)