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Die seltene Tiere des Wattenmeeres

Wer im Urlaub am Nordseestrand spaziert, sollte die Augen aufhalten: Zwischen den üblichen Strandfunden ist manche Seltenheit zu entdecken. Wer seinen Fund meldet, hilft auch noch der Wissenschaft.

Seepferdchen-Funde
Diese zwei Kurzschnäuzigen Seepferdchen (»Hippocampus hippocampus«) wurden auf Wangerooge gefunden. Foto: Peter Kuchenbuch-Hanken/DPA
Diese zwei Kurzschnäuzigen Seepferdchen (»Hippocampus hippocampus«) wurden auf Wangerooge gefunden.
Foto: Peter Kuchenbuch-Hanken/DPA

Im vergangenen Winter sind an der Nordseeküste einige seltene Tiere angespült worden. So wurden auf den Inseln Norderney und Amrum je eine sowie auf Sylt zwei Funde von Meeresschildkröten erfasst, wie Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Das seien so viele wie in den 15 Jahren zuvor.

Zudem wurde im September eine tote Lederschildkröte aus der Nordsee vor Schleswig-Holstein geborgen. Auch Seepferdchen werden immer häufiger in den Spülsäumen am Wattenmeer entdeckt. 

Seltene Tiere in der App melden

Funde können über die App Beach Explorer der Schutzstation Wattenmeer gemeldet werden, die vom Bundesamt für Naturschutz gefördert wird. So könne über die Jahre ermittelt werden, wo welche Dinge angespült werden und ob sich die Häufigkeit mit dem Klima oder mit Meeresschutzmaßnahmen ändert. »Der Beach Explorer wird durch jeden gemeldeten Strandfund aussagefähiger«, sagte Borcherding. »Mit über 50.000 Datensätzen können wir bereits viele Veränderungen dokumentieren und bewerten.« Es gibt eine Qualitätskontrolle mit der sichergestellt wird, dass die Funddaten des Beach Explorers auch für wissenschaftliche Auswertungen nutzbar sind.

Einzelfunde seien natürlich immer mit Vorsicht zu interpretieren, sagte der Biologe. Trotzdem seien sie Indizien, die auf Tendenzen hinweisen können: So zeigen demnach drei Funde des um 1970 aus dem Wattenmeer durch Überfischung verdrängten Nagelrochens in den Jahren 2016, 2017 und 2020, dass die Art das Potenzial hat, zurückzukehren und sich im Wattenmeer wieder anzusiedeln. Zwei Blauhaie (2017 Sylt, 2023 Baltrum) und ein Thunfisch (2015 Sylt) zeigten ebenfalls, dass auch diese großen Wanderfische wieder bis in die Nordsee kommen, wo sie in früheren Jahrhunderten normale Erscheinungen waren. 

Unterwasserwelt trotz Schutz bedroht

Obwohl das Wattenmeer als Nationalpark unter besonderem Schutz steht, ist seine Unterwasserwelt immer noch bedroht, wie Hans-Ulrich Rösner vom WWF-Wattenmeerbüro sagte. »Viele Arten sind schon vor Jahrzehnten verschwunden. Einzelne Funde zeigen aber, dass Arten wie der Nagelrochen versuchen, von anderen Küsten ins Wattenmeer zurückzukommen.« Eine solche Wiederbesiedlung könne jedoch nur klappen, wenn große Teile des Nationalparks nicht mehr befischt werden und sich die Unterwasserwelt dort wieder entfalten könne.

© dpa-infocom, dpa:240401-99-526208/2