Die britische Queen feiert in diesen Tagen ihr 70. Thronjubiläum. Ganz so lange regiert der »König von Mallorca« noch nicht in der deutschen Schlagerwelt - aber doch so lange, dass das neuste Kommuniqué aus seinem Amtssitz im Münsterland manchen Untertan nachdenklich stimmen dürfte.
Der Schlagersänger Jürgen Drews, 77 Jahre alt, will vorerst kürzer treten. Ungewöhnlich offen für den immer heilen Schlagerkosmos spricht er von »körperlichen Grenzen«, die er erfahren habe, und dass er »nicht mehr ganz so gut zu Fuß« sei.
Keine Live-Auftritte bis Juli
Zu lesen ist Drews' Erklärung in den sozialen Netzwerken, auf Instagram und Facebook. Hinter ihm liege eine Tour mit Florian Silbereisen (40), die großen Spaß gemacht habe, schreibt er dort am Montag. Leider habe er in dieser Zeit aber auch feststellen müssen, dass ihn »die Begleiterscheinungen« des Alters immer schneller einholten. Nach eigenen Angaben leidet er an Polyneuropathie, einer Nervenkrankheit. Deren schleichender Prozess lasse sich auch »leider nicht völlig« aufhalten. »Ich bin nicht mehr so belastbar, wie ich es früher war und wie man es von mir gewohnt ist.«
Konkret bedeute das, so Drews, dass er bis Anfang Juli vorerst keine Live-Auftritte wahrnehmen könne, bei denen er länger auf der Bühne stehen müsse. Einige Termine würden abgesagt, um Energie tanken zu können. »Auch für mich sind diese körperlichen Grenzen, die ich erfahren musste, völlig neu und ich muss lernen, damit umzugehen«, schreibt er. Die Veranstalter würden sicherlich Ersatz finden. Seine Sprecherin ergänzt auf Anfrage: Es handle sich um vier Termine. Und es müsse »sich wirklich keiner ernsthafte Sorgen machen«.
Dennoch: Dass jemand mit 77 Jahren etwas zurückfährt, ist nicht ungewöhnlich. Bei Jürgen Drews aber hält man dann doch kurz inne. Die langen Haare, das strahlende Lächeln, die Bühnenshow - Drews wirkt ewig jugendhaft. In seiner Autobiografie räumte er etwa mit dem Gerücht auf, er habe einen gelifteten Po. Vor so einer Kulisse fällt auf, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten will.
Auch, weil das musikalische Werk mit dem Auftritt Hand in Hand ging. Drews, aufgewachsen in Schleswig-Holstein, hatte zwar einst als veritabler Jazzmusiker begonnen. Richtig populär wurde er aber mit süffigen Schlagern Mitte der 70er Jahre. »Ein Bett im Kornfeld«, sein großer Hit, lebt eindeutig von der jugendlichen Kribbeligkeit, die er »zwischen Blumen und Stroh« vermittelt. Später wurde Drews zum »König von Mallorca« und damit Ikone einer Szene, in der die Gesundheit für eine gute Party im Zweifel auch mal hintenan gestellt wird.
»Ein Mensch wie jeder andere auch«
Zugleich hat Drews aber auch immer durchblicken lassen, dass man seine Rolle nicht überinterpretieren dürfe. »Ich bin einfach ein Mensch wie jeder andere auch, und mein Job ist es, Musik zu machen und die Leute damit zu unterhalten«, erklärte er, als seine Autobiografie (»Es war alles am besten«) erschien. Er sei im Grunde »Dienstleister«.
Seine Fans reagierten auf die Offenheit des Schlagerstars mit viel Zuspruch. »Jürgen der Große« war in den Kommentaren zu lesen, ebenso ein Dank für die »positive Energie«, die Drews stets vermittelt habe. Aber auch der Wunsch: »Ruh dich gut aus und hoffentlich bald wieder auf der großen Bühne!«
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