Markus Söder, bekanntlich ein Großmeister der Selbstinszenierung, zögert - wenn überhaupt - nur einen ganz kurzen Moment. Dann betritt der bayerische Ministerpräsident die Karaoke-Bühne im ABBA-Museum in Stockholm, greift sich ein Mikrofon, und legt los: »Dancing Queen« performen die virtuellen ABBA-Sänger links und rechts neben ihm - und Söder macht mit.
Erst bewegt er nur die Hüften, schwingt die Arme, gestikuliert. Dann bewegt er die Lippen, liest den Text mit - auch wenn davon erst einmal nichts zu hören ist. Erst später dringt er mit seiner Stimme an einzelnen Stellen durch. »Die Performance ist noch besser als der Gesang«, sagt er nachher mit einem kleinen Hauch demonstrativer Selbstironie.
PR-Profi geht viral
Egal. Nicht einmal zwei Minuten dauert Söders gesamte ABBA-Vorführung am Ende - doch damit hat der PR-Profi es wieder einmal geschafft: Die Videos gehen in den sozialen Medien viral.
Söder ist ein Politiker, der wie kaum ein anderer in Bildern und Videos denkt. Der sich in einer Art und Weise selbst inszeniert, die bei Feind und manchmal auch Freund zuweilen kritisches bis zweifelndes Kopfschütteln auslöst. Fakt ist: Allein auf der Plattform X (vormals Twitter) wird das Video auf Söders Account binnen kurzer Zeit mehrere Zehntausend Mal angeschaut. Am Nachmittag dann bereits mehr als 150.000 Mal.
»Wenn man an Schweden denkt, denkt man unwillkürlich auch an ABBA«, sagt Söder nach seinem kurzen Auftritt - und eilt zum nächsten Termin: mit dem Verteidigungs- und dem Zivilschutzminister. Schon am Vorabend war er von Premierminister Ulf Kristersson empfangen worden.
Und der »emotionale Höhepunkt« seiner dreitägigen Reise stand da ja erst noch bevor: ein Empfang bei Königin Silvia. Am Donnerstagnachmittag war es so weit. Für einen regionalen Ministerpräsidenten alles andere als gewöhnlich ist ein solcher Termin im Königsschloss. Aber was ist für und bei Söder schon gewöhnlich.
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