Regenbogen-Fahnen, geschmückte Trucks und schrille Kostüme: Rund eine Viertelmillion Menschen haben am Samstag bei der Christopher-Street-Day-Demo in der Hamburger Innenstadt nach Veranstalterangaben für mehr Toleranz geworben. Begleitet von lauter Musik, goldenem Konfetti und bunten Luftballons startete die CSD-Parade der Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen von der Langen Reihe in St. Georg.
Der Beginn war etwa 45 Minuten später als geplant. »Es war so voll, dass wir nicht durchgekommen sind«, sagte Manuel Opitz von Hamburg Pride der Deutschen Presse-Agentur. Dicht gedrängt standen die Menschen bei strahlendem Sonnenschein und feierten ausgelassen.
»Der absolute Wahnsinn!«, rief eine Frau und zückte die Handykamera, als die 116 Gruppen, darunter 50 Trucks, an ihr vorbei zu lautstarken Beats Richtung Hauptbahnhof, Mönckebergstraße und Esplanade zogen. Eine andere Frau hielt ein Schild mit der Aufschrift »Lieb doch, wen Du willst!« in die Höhe.
Veranstalter: Hamburg setzt deutliches Signal
»Wir sind absolut zufrieden«, sagte Opitz während der mehrstündigen Demonstration. Hamburg habe ein ganz deutliches Signal gesetzt. Die Parade stand unter dem Motto »Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit«. »Hamburg steht für Toleranz & Vielfalt«, schrieb Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der wie viele weitere Politiker Gast bei der Parade war, bei Twitter.
Weit mehr als 60 Veranstaltungen in der Pride Week waren laut Opitz ein neuer Rekord. »Das Interesse ist sehr, sehr groß, auch weil die Pride Week politisch aufgeladen ist wie selten zuvor.« Dies zeige schon das Motto: »Wir fordern ein Selbstbestimmungsgesetz für Transmenschen, das auch seinen Namen verdient hat und auch wirklich ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht«, sagte er.
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar »Stonewall Inn« in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus.
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