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Buschbrände in Australien »schockierend und beängstigend«

In Australien ist der Kampf gegen die Flammen noch lange nicht vorbei. Die Schäden sind verheerend. Auch der Tourismus ist schwer betroffen. Der Papst und der deutsche Bundespräsident melden sich zu Wort.

Buschbrände
Ein Feuerwehrmann fotografiert mit seinem Smartphone eines der Buschfeuer bei Tomerong. Rund 2.300 Feuerwehrleute sind im Bundesstaat New South Wales bei etwa 110 Buschbrände im Einsatz. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa
Ein Feuerwehrmann fotografiert mit seinem Smartphone eines der Buschfeuer bei Tomerong. Rund 2.300 Feuerwehrleute sind im Bundesstaat New South Wales bei etwa 110 Buschbrände im Einsatz. Foto: Rick Rycroft/AP/dpa

Canberra (dpa) - Australien kommt nicht zur Ruhe: Die Zahl der Toten in den Feuergebieten steigt, die Schäden sind verheerend. Auch der Tourismus leidet unter den Buschbränden, die bereits seit Monaten toben.

Australiens Premierminister Scott Morrison nannte den Zustand bei einem Besuch der Känguru-Insel dort und landesweit »schockierend und beängstigend«.

Allein die Schäden für die Tierwelt sind immens: Nach Angaben von Naturschützern könnten auf der Urlaubsinsel im Süden des Landes rund 25.000 Koalas, die Hälfte der dortigen Population, umgekommen sein.

Etwas Regen und Temperaturen um 23 Grad bescherten den Feuerwehrleuten im Südosten des Landes eine kleine Atempause. Doch der Kampf gegen die Flammen ist noch lange nicht vorbei: Im besonders betroffenen Bundesstaat New South Wales tobten am Mittwoch noch weit mehr als 100 Feuer.

Nahe Melbourne kamen immer noch Menschen an, die mit dem Schiff aus dem abgeschnittenen Küstenort Mallacoota gerettet worden waren. In der Küstenmetropole Sydney umhüllte Rauch die berühmte Oper. Die Luft war nach Angaben der Gesundheitsbehörden zum Teil bedrohlich schlecht. In der rund 300 Kilometer entfernten Hauptstadt Canberra war es 34 Grad heiß. Die Menschen trugen nach wie vor Schutzmasken.

Ein weiteres Todesopfer wurde aus dem Bundesstaat Victoria gemeldet: Ein 43-Jähriger starb vorige Woche bei einem Unfall im Brandeinsatz. Damit sind seit Beginn der großen Feuer im Oktober landesweit 26 Menschen ums Leben gekommen. Tausende Häuser wurden zerstört. Etwa 110.000 Quadratkilometer Land brannten nieder, das entspricht ungefähr der Größe von Bayern und Baden-Württemberg zusammen.

Auch die Wirtschaft leidet - von den Farmern, die ihr Vieh verloren haben, bis zum Tourismus. Experte Terry Rawnsley rechnet insgesamt mit milliardenschweren Folgen. Der Wirtschaftswissenschaftler einer Denkfabrik in Melbourne sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Es sind Touristengegenden, die gebrannt haben.« Die Gemeinden sind demnach auf die Besucher angewiesen, die dort im jetzigen australischen Sommer Geld ausgeben.

Selbst wenn es keine große Zerstörung gibt, sinken die Einnahmen durch den Tourismus, so Rawnsley. Denn: Die Besucher neigen eher nicht dazu, gleich wieder in die von den Bränden betroffenen Gebiete zu reisen. Rawnsley würden sinkende Besucherzahlen nicht überraschen. Der echte Test kommt für ihn nächstes Jahr - ob dann die Touristen wiederkommen oder nicht.

Am Freitag könnte sich die Lage noch einmal zuspitzen: Dann werden in den Brandgebieten teilweise Temperaturen von mehr als 40 Grad erwartet, dazu könnte Wind die Feuer anfachen. Gute Nachrichten gab es auch: Das sogenannte Megafeuer bei Gospers Mountain im Nordwesten Sydneys könnte bis Freitag eingedämmt sein, schätzte der für Notfälle zuständige Minister von New South Wales, David Elliot.

Die Rauchfahne der Buschbrände erreichte sogar Chile und Argentinien - sie überquerte über 11.000 Kilometer den Pazifischen Ozean bis an die chilenische Küste. Der wolkenlose Himmel erschien in Zentral-Chile durch die Rauchpartikel ergraut. Auch in Argentinien war der Rauch vom südlichen Patagonien bis in die zentralen Provinzen Córdoba und Buenos Aires sichtbar, wie die argentinische Wetterwarte SNM berichtete.

Zuvor hatten auch die Menschen in Neuseeland, das 2000 Kilometer von Australien entfernt liegt, gesehen, welche Dimensionen die Brände haben. Der Himmel färbte sich gelb und orange. Auf den Schnee der Gletscher auf der Südinsel legte sich ein gelblicher Film.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach am Mittwoch den Betroffenen der Brände seine Anteilnahme aus. »Wir trauern mit allen Australierinnen und Australiern um die Opfer dieser Katastrophe«, sagte das Staatsoberhaupt laut Mitteilung. Er beklagte die enormen Schäden in Städten und Gemeinden sowie die Zerstörungen von Natur und Tierwelt.

Steinmeier würdigte zudem den Zusammenhalt der Menschen und den Einsatz der Helfer vor Ort. Weiter sagte er: »Ich würde mich freuen, wenn wir auch aus Deutschland einen Beitrag dafür leisten können, dass die zerstörten Landstriche möglichst schnell und umfassend rehabilitiert werden.«

Papst Franziskus sprach den Menschen in Australien seine Anteilnahme aus. Er rufe zum Gebet für die Menschen auf, »in diesem schwierigen Moment, mit diesem starken Feuer«, sagte er bei der Generalaudienz am Mittwoch in Rom. »Ich stehe dem australischen Volk nahe.«

Landkarte mit aktiven Bränden im Südosten

Bericht Wetterwarte Chiles DMC, Span.

Mitteilung Wetterwarte Argentinien SNM, Span.

Wirtschaftsexperte Terry Rawnsley