REUTLINGEN. Nachts, auf dem Weg nach Hause von einer Party passierte einer Frau in Mägerkingen das, was vielen Frauen Angst macht. Sie wurde von drei Männern verfolgt, überfallen und von einem vergewaltigt. Die meisten Frauen kennen die Angst vor solch einem oder einem ähnlichen Szenario. Es gibt wohl Keine, die nicht schon einmal nachts in der Jackentasche den spitzen Schlüssel in der Faust umklammerte oder das Pfefferspray aus der Handtasche kramte, um im Notfall gerüstet zu sein. Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten, wie man sich auf dem nächtlichen Heimweg sicherer fühlen kann.
Das Heimwegtelefon
Unter der Nummer 030/12 07 41 82 ist das Heimwegtelefon erreichbar. Wer dort anruft, bekommt einen Ehrenamtlichen an die Strippe, der so lange in der Leitung bleibt, bis der Anrufer gut zu Hause angekommen ist. Ursprünglich stammt die Idee aus Berlin, wo am Anfang wenige ehrenamtliche Mitarbeiter Feiernde am Wochenende auf ihrem Nachhauseweg begleiteten.
Inzwischen gibt es den Service deutschlandweit. Sonntag bis Donnerstag ist die Hotline von 20 bis 24 Uhr, freitags und samstags sogar bis 3 Uhr nachts erreichbar. Am Anfang des Gesprächs geben die Anrufer ihren Standort und ihr Ziel an. Danach wird einfach weiter telefoniert - und hin und wieder der Standort durchgegeben, damit die Mitarbeiter des Heimwegtelefons im Notfall die Polizei informieren können. Für diesen Service zahlt man nur die normalen Telefongebühren des eigenen Anbieters.
Frauen-Taxi
Einige Taxiunternehmen bieten die Möglichkeit an, sich nachts von einem Taxi, das von einer Frau gefahren wird, heimbringen zu lassen. In Reutlingen findet man diesen Service etwa unter dem Namen Frauen-Minicar. Auch in Tübingen gibt es Taxiunternehmen, bei denen ein Frauen-Taxi für den Heimweg bestellt werden kann.
Heimweg-Apps
Die bekannte Heimweg-App »WayGuard« der Versicherung AXA wurde leider inzwischen eingestellt, genauso wie die offizielle Notruf-App der Bundesländer »NORA«. Es gibt jedoch andere Apps, die eine ähnliche Funktion erfüllen, etwa »Life360«, »KommGutHeim« oder »SafeNow«. Diese Apps rufen die GPS-Standortdaten des Handys ab und schicken diese an zuvor ausgewählte Freunde oder Familienmitglieder. So kann man den Weg der Freundlin in Echtzeit mitverfolgen. Zu Beginn des Wegs startet man die App und gibt am Ende bekannt, dass man sicher daheim angekommen ist. Das wird den ausgewählten Kontakten dann per Push-Meldung mitgeteilt. Sie können sehen, wo man sich auf dem Nachhauseweg gerade befindet.
Zudem ermöglichen die Apps, eine Notfall-Meldung an die Kontakte zu schicken. Damit das funktioniert, muss man den Apps natürlich Zugang zu Daten wie Standort oder das Telefonbuch geben. Die App-Entwickler werben zudem damit, dass die Apps sehr viel weniger Akku verbrauchen und genauer seien als andere Ortungsdienste, etwa über Whatsapp oder Google, wo der Live-Standort ebenfalls geteilt werden kann. Die App »SafeNow« bietet zudem auch eine Funktion an, in der ein Sicherheitsknopf gedrückt gehalten werden kann, wenn man sich unsicher fühlt - zum Beispiel auf dem nächtlichen Nachhauseweg. Ist die Situation vorbei, kann der Knopf durch Wischen entschärft werden. Wird der Knopf dagegen einfach losgelassen, wird ein Alarm gesendet.
Wer nicht nur seine Freunde, sondern besser gleich professionelle Helfer erreichen möchte, kann auch Notruf-Apps wie etwa »InstantHelp - Notruf« nutzen. Mit dieser App kann ein Notruf an die zuständige Leitstelle gesendet werden, ohne telefonieren zu müssen: Auch ein stiller Notruf ist möglich, falls man sich in einer Situation befindet, in der man nicht reden oder schreiben kann. Die App schickt dann den Standort an Polizei oder Rettungsdienst. Laut der Entwickler funktioniert der Service weltweit. (GEA)