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Badeunfall in Eifelsee - Zwei britische Jungen tot

Eine schreckliche Nachricht aus der Nähe von Aachen: Zwei britische Jungen sind nach einem Badeunfall gestorben. Sie konnten wohl nicht schwimmen. Der Bürgermeister hält es dennoch für falsch, das Baden in dem See zu verbieten.

Badeunfall am Eiserbachsee
Blumen liegen am Ufer des Eiserbachsees für die verunglückten Kinder. Foto: Ralf Roeger
Blumen liegen am Ufer des Eiserbachsees für die verunglückten Kinder.
Foto: Ralf Roeger

Ein Badeunfall in der Eifel hat zwei britischen Brüdern im Alter von sieben und neun Jahren das Leben gekostet. Nach noch unbestätigten Berichten konnten sie nicht schwimmen. Am Freitag erinnerten nur noch einige niedergelegte Blumen an das schreckliche Ereignis.

Die beiden Jungen verbrachten zusammen mit ihren Eltern Ferientage bei Bekannten in Sittard in den Niederlanden und waren zusammen mit der ganzen Familie an einen See in Simmerath bei Aachen im Dreiländereck mit Belgien gefahren.

Sie besuchten das schön gelegene Naturfreibad Rurberg am Eiserbachsee. Doch am späten Donnerstagnachmittag meldeten die Eltern die beiden Kinder als vermisst. Nach kurzer Suche bargen Rettungskräfte die Jungen aus dem Wasser. Mit Rettungshubschraubern wurde der eine in die Uniklinik Aachen, der andere in eine Kinderklinik nach Köln geflogen. Doch das Leben der Kinder konnte nicht mehr gerettet werden.

Ermittlungsergebnisse erst Mitte kommender Woche

Die Staatsanwaltschaft Aachen prüft derzeit, ob der Verdacht einer Straftat besteht. Dies könne eine Form der Fahrlässigkeit sein, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Sie betonte aber: »Wir haben da keinen Bestimmten im Fokus, sondern wir machen einfach unsere Arbeit.« Mit Ermittlungsergebnissen sei nicht vor Mitte nächster Woche zu rechnen.

Der Bürgermeister von Simmerath, Bernd Goffart (CDU), zeigte sich erschüttert. »Das war wirklich dramatisch«, schilderte Goffart der Deutschen Presse-Agentur. »Ich weiß von mehreren Helfern, die heute krank sind. Die Bilder gehen einem nicht aus dem Kopf.« Viele Bürger hätten spontan bei der Suche und dann bei der Erstversorgung der Kinder geholfen. Ihnen wie auch den Einsatzkräften gelte sein Dank.

Warnschilder aufgestellt

In dem Naturfreibad gibt es unter der Woche keine Aufsicht. Für die Wochenenden hat die Gemeinde eine ehrenamtliche DLRG-Aufsicht geregelt. »Aber auch die kann nicht wie in einem Freibad sein«, schränkte Goffart ein. Der See sei natürlich viel größer als ein Freibad und das Wasser nicht klar. Zudem sei der normalerweise seichte Uferbereich wegen der Trockenheit derzeit kürzer, es gehe jetzt schneller ins Tiefe. Deshalb stehen am Ufer des Sees Schilder mit der Aufschrift: »Achtung! Nur für Schwimmer! Attention! Only for Swimmers!«

Sollte man das Baden im See besser verbieten? Goffart ist davon überzeugt, dass das die falsche Entscheidung wäre. Denn dann, so glaubt er, würden viele auf den benachbarten Rursee ausweichen. Der aber sei viel gefährlicher. »Da fließt die Rur durch, das ist ein fließendes Gewässer, da sind Strömungen und Strudel drin.« Der ruhige Eiserbachsee dagegen sei eigentlich ungefährlich - sofern man schwimmen könne.

Von Januar bis Juli sind allein in Nordrhein-Westfalen schon 30 Menschen ertrunken, 14 mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres. Die meisten ertranken nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Flüssen und in Seen. In ganz Deutschland stieg die Zahl der Ertrunkenen von Januar bis Juli im Vergleich zum Vorjahr um 15 auf mindestens 199. Die Mehrzahl der Unfälle ereignet sich im Binnenland in zumeist unbewachten Gewässern.

Schwimmunterricht in England

Daten des Verbands »Swim England« zufolge verfehlt derzeit ein Viertel der Kinder im größten britischen Landesteil das Ziel, bis zum Ende der Grundschule ohne Schwierigkeiten eine Strecke von 25 Metern im Wasser schwimmend zurücklegen zu können. Die weiterführende Schule beginnt in England mit der siebten Klasse, wenn die Kinder zwischen elf und zwölf Jahren alt sind. »Swim England« warnt jedoch, die Situation könnte sich durch die Folgen der Pandemie deutlich verschlechtern, weil viele Kinder in den vergangenen beiden Jahren keinen Schwimmunterricht erhalten haben. Ohne dringliche Maßnahmen der Regierung könnte daher die Zahl der Nichtschwimmer am Ende der Grundschulzeit bis 2025 auf 60 Prozent steigen, so der Verband.

© dpa-infocom, dpa:220826-99-522222/5