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Aussage nach Seilbahnunglück: Bremse bewusst deaktiviert

Plötzlich riss das Seil: Es waren wohl Manipulationen am Sicherheitsbremssystem, die zu dem Unglück am Lago Maggiore führten.

Seilbahnunglück in Italien
Die Abfahrtsstation der Seilbahn von Stresa nach Mottarone. Beim Absturz einer Gondel haben mindestens 14 Menschen ihr Leben verloren. Foto: Antonio Calanni/AP/dpa
Die Abfahrtsstation der Seilbahn von Stresa nach Mottarone. Beim Absturz einer Gondel haben mindestens 14 Menschen ihr Leben verloren. Foto: Antonio Calanni/AP/dpa

ROM. Immer mehr Details kommen nach dem tödlichen Seilbahnunglück am Monte Mottarone ans Licht. Der unbequeme Verdacht der italienischen Ermittler erhärtet sich: Der Mechanismus an der Gondel, der die Notbremse auslösen sollte, falls das Seil reißt, war wohl deaktiviert worden.

Drei Tage nach dem Unglück mit insgesamt 14 Toten an dem Berg westlich des Lago Maggiore wurden in der Nacht zu Mittwoch drei Menschen festgenommen. Dabei handelte es sich laut Medienberichten um Mitarbeiter des Seilbahnbetreibers Ferrovie del Mottarone. Darunter sei auch ein Manager. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung.

Seilbahnunglück in Italien
Von einer Plane verdeckt: die abgestürzte Gondel. Foto: Piero Cruciatti/LaPresse via ZUMA Press/dpa
Von einer Plane verdeckt: die abgestürzte Gondel. Foto: Piero Cruciatti/LaPresse via ZUMA Press/dpa

In Italien durften Seilbahnen seit Samstag im Zuge der schrittweisen Lockerung von Corona-Beschränkungen durch die Regierung wieder Ausflügler transportieren. Die Ermittler gehen davon aus, dass es eine Störung an der Seilbahn gab, aber verhindert werden sollte, dass sich der Betrieb verlangsamt.

Der ermittelnden Staatsanwältin Olimpia Bossi zufolge wurde deshalb wohl eine Vorrichtung genutzt, mit der die Klemmbacken der Bremse an der Gondel auseinander gehalten wurden. Diese sollten eigentlich das Tragseil blockieren, falls das Antriebsseil reißt. Es habe offensichtlich Unregelmäßigkeiten an dem System gegeben und ein Eingriff wäre notwendig gewesen, erklärte Bossi.

»Man wollte die Seilbahn in Betrieb halten, auch als sich das Problem offenbarte«, erklärte ein Kommandant der Carabinieri im Fernsehen. So konnten am Sonntag trotzdem Menschen bei bestem Ausflugswetter auf den Monte Mottarone transportiert werden, der für seinen Blick auf den See Lago Maggiore und das Bergpanorama bekannt ist. Die Untersuchungen, weshalb das Seil riss, liefen indes am Mittwoch weiter. Für Donnerstag wurde ein Gutachter erwartet.

Viele blickten am Mittwoch auch nach Turin, wo der einzige Überlebende des Unglücks, ein kleiner israelischer Junge, weiter im Krankenhaus behandelt wurde. Der Fünfjährige hatte bei dem Unfall in der norditalienischen Region Piemont seine Eltern und seinen Bruder verloren. Am Mittwochmorgen hätten die Ärzte den Beatmungsschlauch entfernt, der Junge sei kurz bei Bewusstsein gewesen, sagte der Direktor des Krankenhauses vor Journalisten. Dabei habe er auch kurz die Augen auf gemacht.

Der Junge habe aber noch unter dem Einfluss der Medikamente gestanden, erklärte der Direktor weiter. »Seine Tante und ein Psychologe waren bei ihm«. In den kommenden Stunden solle er weiter aus dem künstlichen Koma aufwachen können.

Der Kleine und ein anderes Kind waren per Rettungshubschrauber nach dem Gondelabsturz schwer verletzt in die Klinik geflogen worden. Das andere Kind starb noch am Abend, wodurch sich die Zahl der Menschen, die bei dem Unglück starben, auf insgesamt 14 erhöhte. Der Überlebende wurde wegen seiner Frakturen umgehend operiert.

Die Särge mit den Leichen seiner Eltern, seines Bruders und seiner Urgroßeltern, die alle bei dem Gondelabsturz ums Leben kamen, sollten am Mittwoch laut Medienberichten nach Israel zurückgeflogen werden. Am Flughafen Malpensa in Mailand seien die Särge für den Rücktransport vorbereitet worden. Menschen lagen sich in den Armen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Vor Ort wurde auch eine Zeremonie abgehalten. (dpa)

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