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Abrechnungsbetrug: Großrazzia bei Ärzten und Apothekern

Der Betrugsschaden soll in Millionenhöhe liegen. Ärzte, Apotheker und Pharma-Manager sollen beim lukrativen Geschäft mit Krebsmedikamenten gemeinsame Sache gemacht haben. Mit einer Großrazzia im Raum Hamburg gehen die Ermittlungsbehörden gegen Verdächtige vor.

Großrazzia
420 Polizisten waren an der Großrazzia im Norden Deutschlands beteiligt. Foto: Christian Charisius/dpa
420 Polizisten waren an der Großrazzia im Norden Deutschlands beteiligt. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa) - Wegen des Verdachts des Abrechnungsbetrugs mit Krebsmedikamenten in Millionenhöhe haben Hunderte Polizisten am Dienstagmorgen 47 Objekte in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen durchsucht.

Die Ermittlungen richteten sich gegen 14 Beschuldigte, darunter neun Ärzte, drei Apotheker und zwei Geschäftsführer von Pharmafirmen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg. An dem Einsatz seien 420 Polizisten und sechs Staatsanwälte beteiligt.

»Es geht um Bestechung und Bestechlichkeit im Gesundheitswesen und Abrechnungsbetrug, beides im Zusammenhang mit der Verordnung und Abrechnung von Zytostatika«, sagte sie. Zytostatika werden bei der Chemotherapie gegen Krebs eingesetzt. Der potenzielle Schaden liege »deutlich in Millionenhöhe«.

Zunächst sollten mögliche Beweise sichergestellt werden. Betroffen waren auch die Räumlichkeiten eines Gesundheitsunternehmens in der Hamburger Innenstadt. Polizisten trugen dort am Morgen Umzugskartons zum Abtransport der Beweismittel in die Geschäftsräume. Haftbefehle gegen Beschuldigte lägen jedoch nicht vor, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Nach Berichten von »Zeit Online« und »Panorama« steht ein großer Hersteller von Zytostatika in Hamburg im Zentrum der Ermittlungen. Die Firma soll Ärzte bestochen haben, um an Rezepte für Krebspatienten zu kommen. Neben sogenannter »Kickback-Zahlungen« von mehr als einer halben Million Euro hätten die Ärzte auch rückzahlungsfreie Darlehen, Luxusfahrzeuge zur Nutzung oder Praxiseinrichtungen erhalten, hieß es. Die Rezepte seien dann an eine konzernnahe Apotheke gegangen und zu Unrecht bei den Kassen abgerechnet worden.