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Google besteht auf Ende der Werbe-Cookies

Cookies im Netz werden dazu verwendet, individuelle Werbung zu präsentieren. Da viele Nutzer personalisierte Werbung als aufdringlich empfinden, suchen Internet-Konzerne und Werbeindustrie nach Alternativen.

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Google fordert neue Lösungen für personalisierte Online-Werbung. Foto: Rolf Vennenbernd
Google fordert neue Lösungen für personalisierte Online-Werbung.
Foto: Rolf Vennenbernd

Die werbetreibende Industrie im Internet muss sich unwiderruflich auf das Ende des Trackings mit Hilfe von Cookies einstellen. Das hat Google-Top-Manager Matt Brittin auf der Werbemesse DMEXCO in Köln deutlich gemacht. »Der Übergang zu einer Welt ohne Drittanbieter-Cookies bedeutet, dass wir die Technologie, auf der ein Großteil des Online-Werbesystems beruht, überdenken müssen«, sagte Brittin, der das Google-Geschäft in Europa, dem Mittleren Osten und in Afrika verantwortet. Man müsse neue Lösungen entwickeln, bei denen der Datenschutz im Vordergrund stehe.

Cookies sind kleine Dateien, die ein Browser auf dem Rechner oder Smartphone speichert. Weil Cookies oft eindeutige Kennungen enthalten, können Websites ihre Besucher damit wiedererkennen. So genannte Drittanbieter-Cookies werden nicht von der besuchten Webseite selbst gesetzt, sondern durch eingebettete Inhalte von anderen Seiten. So können Werbedienstleister die Nutzerinnen und Nutzer über verschiedene Seiten hinweg verfolgen.

»Cookies von Drittanbietern sind eine Technologie, die zunehmend missbraucht wird«, sagte Brittin der Deutschen Presse-Agentur. Die Nutzerinnen und Nutzer empfänden einige der Werbeeinblendungen als aufdringlich und störend und setzten zunehmend Werbeblocker ein. »Ein Werbeblocker ist ein grobes Werkzeug, das es schwer macht, Inhalte zu finanzieren, weil alles blockiert wird.«

Brittin lehnte einen vollständigen Verzicht auf personalisierte Werbung ab, weil dadurch die Existenz des kostenlosen, durch Werbung finanzierten Webs gefährdet werde. »Das Interactive Advertising Bureau hat in einer Studie herausgefunden, dass die Umstellung von personalisierter auf nicht-personalisierte Werbung 39 Milliarden Euro im Jahr kosten könnte.«

Interessenprofile als alternative Lösung

Brittin verwies auf ein Alternativkonzept mit dem Namen »Topics« (Themen), bei dem der Browser selbst ein Interessenprofil anlegt, ohne dass Daten an Werbekunden weitergegeben werden, die zur konkreten Identifizierung dienen könnten. »Wir stellen neue Technologie zur Verfügung, die es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, relevante Werbung zu sehen, ohne dass ihre Privatsphäre gefährdet wird oder sie über Websites hinweg verfolgt werden.«

Gleichzeitig machte Brittin deutlich, dass es für die Akzeptanz von Drittanbieter-Cookies keine weitere Gnadenfrist mehr geben wird. Google hatte bereits Anfang 2020 angekündigt, die Unterstützung von Werbe-Cookies im hauseigenen Browser Chrome auslaufen zu lassen. Nach Protesten aus der Werbebranche wurde diese Frist auf die »zweite Jahreshälfte 2024« verlängert. Dieser Termin stehe fest, sagte er.

Auf der DMEXCO in Köln kündigte Google zwei weitere neue Tools an, um eine datenschutzfreundliche Werbung zu ermöglichen. Der »Google Ads Privacy Hub« soll den Werbetreibenden dabei helfen, neue datenschutzfreundliche Werbe-Lösungen zu verstehen. Das zweite Tool richtet an die Nutzerinnen und Nutzer: »Mein Anzeigen-Center« soll den Anwendern mehr Kontrolle über die Anzeigen, die sie auf YouTube, in der Google-Suche und auf Discover sehen möchten. In diesem Bereich kann man auswählen, welche Werbung man sehen möchte und welche nicht.

© dpa-infocom, dpa:220921-99-839122/3