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Europaparlament macht Weg für einheitliche Ladekabel frei

Weniger Elektroschrott, weniger Kosten und weniger Umweltbelastung - das sollen einheitliche Ladekabel liefern. EU-Abgeordnete dem Vorhaben zugestimmt. Doch Industrievertreter treibt eine Sorge um.

Ladekabel
Adapter ade dank EU: Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen zum Laden von Akkugeräten bald wohl nur noch USB-C-Kabel (zweites von rechts). Foto: Franziska Gabbert
Adapter ade dank EU: Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen zum Laden von Akkugeräten bald wohl nur noch USB-C-Kabel (zweites von rechts).
Foto: Franziska Gabbert

Das EU-Parlament hat seine finale Zustimmung zum einheitlichen Ladestandard USB-C für Smartphones und viele andere Geräte gegeben. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag nahezu einstimmig für eine zuvor von Unterhändlern des Parlaments und der EU-Staaten gefundene Regelung.

Demnach treten die neuen Vorgaben 2024 in Kraft. In einem letzten Schritt müssen die EU-Staaten noch zustimmen, was für den 24. Oktober vorgesehen ist. Dies gilt aber als Formsache.

Langes Ringen

Um gesetzliche Vorgaben wurde schon lange gerungen. Vor mehr als zehn Jahren brachte die Kommission die Ladekabelfrage erstmals auf den Plan. 14 Hersteller - unter ihnen auch Apple - einigten sich in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: USB-C, Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.

Von Vertretern verschiedener Parteien wird das Ergebnis gefeiert. Andreas Schwab (CDU), binnenmarktpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion, weist darauf hin, dass es auch einfacher werde, von einem Hersteller auf einen anderen umzusteigen. Allerdings dürften Restbestände anderer Ladekabel auch später noch verkauft werden. Sein SPD-Kollege René Repasi begrüßte zudem, dass die EU-Kommission noch einen einheitlichen Standard für kabelloses Laden vorlegen soll.

Vehemente Kritik äußert hingegen der Software-, IT- und Digital-Branchenverband Bitkom. Das Vorhaben laufe dem Grundsatz der Technologieoffenheit zuwider, hieß es. »Innovationen etwa bei Ladedauer oder Datenübertragung werden damit politisch ausgebremst«, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Dem widerspricht die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. »Anders als manche Lobbyisten behaupten, ist die Einigung zum einheitlichen Ladekabel offen für Innovation.« Sollte es künftig einen besseren Anschluss geben, könne USB-C abgelöst werden - aber nur durch einen neuen einheitlichen Standard.

Es gibt aber auch Unternehmensvertreter, die sich über die neuen Regeln freuen. »Einheitliche Ladekabel stoppen lästigen Kabelsalat, schonen Ressourcen und Nerven der Verbraucher«, teilte der Verband kommunaler Unternehmen mit. Der Verband vertritt unter anderem die Interessen der Abfallwirtschaft.

Nicht nur Handys

Neben Mobiltelefonen fallen nun auch zahlreiche weitere Geräte unter die neuen Regeln. Dazu zählen etwa Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen und Mäuse. Für Laptops gelten die Regeln ab dem Frühjahr 2026. Nach Angaben des EU-Parlaments sollen die neuen Leitlinien dazu führen, dass Verbraucher in der EU 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen, weil unnötige Ladegerätekäufe vermieden würden.

Zudem soll künftig bereits beim Kauf klar werden, ob ein Gerät mit oder ohne Ladekabel verkauft wird. Darüber hinaus soll durch spezielle Etiketten leichter festgestellt werden, ob bereits vorhandene Ladegeräte mit dem Endgerät kompatibel sind. »So wird es dem Kaufpublikum auch ermöglicht, fundiert zu entscheiden, ob es nötig ist, mit einem neuen Gerät auch ein neues Ladegerät zu kaufen«, teilte das EU-Parlament mit.

© dpa-infocom, dpa:221004-99-00876/3