Seit letztem Sommer hat Richerenches noch eine weitere Attraktion, denn man hat die mittelalterliche Kommandantur (Komturei) der Templer restauriert und für Besichtigungen geöffnet. Kenner des Bestsellers und Films »Sakrileg« wissen, dass die Tempelritter das Geheimnis des Heiligen Grals hüten.
Doch auch über dieses mythische Rätsel hinaus stellen die Templer - französisch: les templiers - ein markantes Kapitel europäischer Geschichte dar, und in vielen Ländern gibt es Vereinigungen, die über sie forschen. Das achtspitzige Templerkreuz auf dem schlichten weißen Mantel hat noch bis heute Strahlkraft, obwohl der Orden 1312 aufgelöst wurde.
Ritter der Kreuzzüge
Die auch Tempelherren genannten, von Anfang an militärisch ausgerichteten Kreuzzug-Ritter (einem von ihnen setzte Lessing in »Nathan der Weise« ein Denkmal) unterstanden direkt dem Papst, der ihnen weitestgehende Autonomie zugestand. Sie durften Steuern erheben, Geld verleihen und wurden als Erfinder des Bank- und Scheckwesens zu den Bankiers der europäischen Königshäuser.Richerenches wurde 1136 als erste und wichtigste Templerkomturei der Provence für die Geldgeschäfte zwischen Europa und Palästina gebaut. Hier wurden auch Novizen ausgebildet und Veteranen aufgenommen. Die gewaltige Größe und Höhe der Säle und des Turms aus meterdicken Steinmauern zeugt vom legendären Reichtum der Templer.
Nun kann man in der Ordensburg in einer Dokumentation die Ausbreitung des Templerordens in der Provence verfolgen. Im Sommer 2009 sollen die Erläuterungen auch in Deutsch zu lesen sein. Alte Siegel, Karten und Modelle verdeutlichen die Politik zu Kreuzfahrerzeiten. Auch über den Wein, der in dieser Gegend in bester Qualität gedeiht, wird in einer Dauerausstellung in der Komturei informiert - und natürlich über die Trüffel.
Trüffel-Hunde
Man ordnet diese kostbaren Schlauchpilze den schwarzen Périgord-Trüffeln zu, die zum allergrößten Teil hier im Departement Drôme geerntet werden - ausgebuddelt von extra abgerichteten Hunden. Die »schwarzen Diamanten« wachsen wild zwischen den Wurzeln von Steineichen und Haselnussbäumen. Die Provence, genauer: das Vaucluse, bringt 80 Prozent der französischen Trüffelproduktion hervor.Wie an jedem dritten Sonntag im Januar fand auch in diesem Jahr in Richerenches eine Messe zu Ehren der Trüffel statt. Die schönsten, faustgroßen Pilze wurden auf dem Altar zur Schau gestellt. Während dieses Gottesdienstes sammelte die Trüffelbruderschaft Trüffel in der Kollekte. Hinterher wurden die Pilze auf dem Marktplatz versteigert - zugunsten der Pfarrkirche im Namen des Heiligen Antonius, des Schutzpatrons der Trüffel.
Und dann begab man sich zu Tisch. Die zahlreichen Restaurants der beliebten Ferienregion sind auf Rabasses, wie man hier zu den Trüffeln sagt, spezialisiert. Einheimische, so hört man, schwören indes auf das Einfache: Ein leichtes Omlett, gefüllt mit Trüffeln. (can)
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