MONTICHIARI. Er war ein Mann des Geldes, das für ihn aber auch Mittel zum Zweck wurde, sich einen großen Traum zu erfüllen. Gaetano Bonoris, 1861 geboren, hatte nach dem Tod seines Vaters als 25-Jähriger dessen Bankgeschäft übernommen und sein ererbtes Vermögen geschickt vermehrt. Aber er wollte noch etwas Bleibenderes schaffen, als nur Geld anzuhäufen.
Es war die Zeit, als der Blick ins Mittelalter romantisch verklärt war. Burgherr zu sein, das war etwas, was Bonoris unbedingt erreichen wollte. Zumal, als von König Umberto dem Ersten von Savoyen der Grafentitel verliehen wurde.
Vorbild Turin
Im kleinen Ort Montichiari in der norditalienischen Provinz Brescia, gerade mal 15 Kilometer vom Gardasee entfernt, wurde aus dem Traum Wirklichkeit. Auf einem der zentralen Hügel hoch über dem Städtchen, auf dem schon mal eine Burg stand, ließ er nun ein neues Bauwerk errichten, das ein Vorbild hatte. 1884 war für die Internationale Ausstellung in Turin eine Burg gebaut worden, die für Aufmerksamkeit sorgte.
Bauherr Bonoris tat nun alles dafür, dass in Montichiari eine Burg entstand, die den Vergleich mit mittelalterlichen nicht zu scheuen brauchte. Dazu verpflichtete er Künstler und Handwerker, die beim Bau der Turiner Burg ihre Kompetenz bewiesen hatten. Möglichst authentisch sollte die Burg erscheinen, sodass der technische Fortschritt, der bis Ende des 19. Jahrhunderts erreicht worden war, ein bisschen versteckt wurde. Waschbecken wurden in Möbelstücke integriert, Toiletten etwas verborgen. Und auch Elektrizität hielt Einzug in die Burg, die trotzdem ihr mittelalterliches Flair behielt und heutzutage gern für Hochzeiten und andere Festivitäten genutzt wird.
Kunst als Familientradition
Nicht nur Gaetano Bonoris hat für Montichiari Bleibendes geschaffen. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Familie Lechi Kunstwerke, vor allem Gemälde, gesammelt, und manchmal durch die Zeitläufe wieder verloren. Werke aus der Lombardei, Venedig und Rom. Luigi und Piero spendeten ihrem Heimatort 2005 und 2008 ihre Sammlung, die seit 2012 in einem eigenen Museum besichtigt werden kann. Kunst, die auch zurückführt in andere Zeiten, die aber das Mittelalter schon hinter sich gelassen hatten. (al)