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Aktuell GEA/DAV-Wanderreise

Den Dachstein im Blick

65 Teilnehmer zeigen große Flexibilität in der Steiermark.

Unter den 65 Teilnehmern der Wanderreise waren viele neue Gesichter.  FOTOS (3): MARC RÖDER
Unter den 65 Teilnehmern der Wanderreise waren viele neue Gesichter. FOTOS (3): MARC RÖDER Foto: Gea
Unter den 65 Teilnehmern der Wanderreise waren viele neue Gesichter. FOTOS (3): MARC RÖDER
Foto: Gea

Was den Meisten daheim in Reutlingen und Umgebung höchstens die Entscheidung abnötigt, die richtige Kleidung auszuwählen, hat andernorts weitreichende Folgen: das Wetter. Im Fall der jüngsten Wanderreise in die Steiermark zeigt sich den Bergwanderern, wie Wetterextreme den Alltag in den Bergen beeinflussen. Von vier Touren an vier Tagen können gerade mal zwei planmäßig gegangen werden – in der umliegenden Bergwelt von Schladming fordert nicht nur Restschnee Flexibilität von allen. (Siehe auch nebenstehender Bericht).

Rolf Wizgall, Hauptverantwortlicher für die Wanderreise vom Reutlinger Alpenverein, ist in kontinuierlichem Austausch mit den weiteren Tourenführern und -begleitern der Sektion: Karin D’Ettore, Karl-Heinz Griesinger, Markus Meier und Martin Wessely. Bilder von Live-Kameras, Abfragen an der Bergstation, alles wird zu Rate gezogen, Wanderkarten werden studiert, bei Bedarf GPS-Tracks korrigiert.

Ein Weg für Kleine

Und so wird als Auftaktwanderung eine sogenannte »Kinderwanderung « bei Filzmoos ausgewählt. Und es müssen arg zähe Kinder sein, so denkt manch einer der Mitgereisten, denen man diese Runde zumutet. Es gibt Erwachsene der Gruppe, die daran scheitern und das hat Gründe: Die frühe Abfahrt, längeres Sitzen im Bus, verfrachtet werden auf rund 1 100 Höhenmeter, noch kein Rhythmus beim Gehen und knackige Sommertemperaturen fordern den Kreislauf heraus.

Den Tagesabschluss bewältigen alle. Der führt in die älteste Lodenwalkerei Österreichs, nach Ramsau. Zwar wird nicht mehr ganz wie zu Gründungszeiten im Jahr 1434 gearbeitet, aber chemische Zusätze oder Hightech sucht man vergebens. Im Verlauf der Betriebsführung entfährt einem aus der Gruppe: »Do standet jo zwei Reitlinger!« Der der das sagt hat nicht etwa Bekannte ausgemacht, sondern zwei Strickmaschinen von Stoll entdeckt, die seit den 70er-Jahren dort ihren Dienst tun. In lang gezogenem, moderatem Anstieg erklimmen die Bergwanderer am zweiten Tag ihr Ziel, den Berg Hochwurzen und das Rossfeld.

Mit Karacho ins Tal

Die Dreiteilung der Gesamtgruppe bewährt sich: Es gibt die ganz sportlichen Bergwanderer, die ambitionierten und die Genusswanderer. Und während die letztere Gruppe schon in der Hochwurzen-Hütte pausiert, zu der sie vom Bergsattel unterhalb des Gipfels kommt, zieht es die beiden anderen Gruppen zuerst hoch auf den Gipfel. In den mit lichtem Wald durchsetzten Nordlagen liegt noch ordentlich Schnee, an den Wegrändern ist er bereits so weggeschmolzen, dass der Aufstieg für die Bergwanderer machbar ist. In 1 950 Metern Höhe und auf dem umgebenden Rossfeld belohnt sie ein 360-Grad-Blick mit dem gesamten Dachstein-Massiv und den Schladminger Tauern. Danach geht es auch für sie zur Hütte und von dort aus per Abstieg oder per Seilbahn ins Tal, ein paar Abenteuerlustige wagen die Abfahrt mit Karts über eine sieben Kilometer lange Piste.

Südwandhütte tabu

Ganz flexibel kann jeder nach Tagesverfassung die Gruppe wechseln und Flexibilität bedarf es am dritten Tag auch von den Tourenführern. Der Startpunkt in Ramsau bleibt wie angekündigt, doch der Weg über die hoch gelegene Dachstein-Südwandhütte ist wegen der Schneesituation nicht möglich. Eine Etage tiefer geht es. Ein Hang voll blühender Lupinen entschädigt ein wenig und im schönsten Tal der vier Tage glaubt man in Kanada zu sein. Glasklar rauscht Schmelzwasser durchs hellgrau-steinerne Flussbett. Dazu kontrastieren dunkle Tannen und die Luft ist famos. Von der Bachlalm, dem eigentlichen Endpunkt des Wandertags, soll es per Busshuttle hinunter. Doch weil sich so viele nach den 13 Kilometern besonders fit fühlen, ist jetzt die Flexibilität der Tourenführer gefordert.

Alpenländischer Schilderwahn wirkt irgendwie charmant.
Alpenländischer Schilderwahn wirkt irgendwie charmant. Foto: Gea
Alpenländischer Schilderwahn wirkt irgendwie charmant.
Foto: Gea

Sie finden einen sieben Kilometer langen Abstieg, der mit Stegen über einen Hochmoor-Abschnitt führt, und später auf einem schmalen Pfad an Heidelbeer-Büschen entlang Konzentration verlangt, denn es geht tief hinunter. Und wenn man so geht und schweigt, dann kommen den Leuten oftmals skurrile Ideen: »Oh, jetzt guck wie schee grün des dohanna isch. Do wär i am libschta a Kuah, no kennt i da ganz Dag kaua«, entfährt es dem Vordermann. Doch nach kurzer Überlegung legt er nach: »Wobei, am End wirsch gschlachtet, i glaub, des isch doch nix für mi.«

Für eine Pause braucht es nicht viel – aber bitte mit Stil! FOTO: MARTIN WESSELY
Für eine Pause braucht es nicht viel – aber bitte mit Stil! FOTO: MARTIN WESSELY
Für eine Pause braucht es nicht viel – aber bitte mit Stil! FOTO: MARTIN WESSELY

Technisches Relikt

Wo das Grün an einem Tag Begeisterung auslöst, liegt es am Abschlusstag massenhaft rum. Der Wald ist voller Schneebruch, der notdürftig von den Wegen entfernt wurde – Holz in den Bergen zu rücken würde die kurze Wandersaison zunichtemachen und Touristen vergraulen. Ganz tapfer und unbeschadet hat hingegen die Hauser Kaibling-Bahn ihren letzten Winter gemeistert. Das technische Relikt mit 8er-Gondeln, in die man von Hand eingeschlossen wird, macht mit den Reutlingern ein paar seiner letzten Fahrten, bevor es außer Betrieb geht.

Der viele Schnee in den Höhenlagen und das satte Grün im Tal sorgten für reizvolle Kontraste am Dachstein-Massiv. FOTO: ROLF WI
Der viele Schnee in den Höhenlagen und das satte Grün im Tal sorgten für reizvolle Kontraste am Dachstein-Massiv. FOTO: ROLF WIZGALL
Der viele Schnee in den Höhenlagen und das satte Grün im Tal sorgten für reizvolle Kontraste am Dachstein-Massiv. FOTO: ROLF WIZGALL

An der Bergstation des Hauser Kaibling überraschen die Gegebenheiten ein letztes Mal: Während die Sportwanderer zum Gipfel gelangen, machen Nebel und Schnee der Genussgruppe auf dem tiefergelegenen Schafweg einen Strich durch die Rechnung. So gehen sie halt kürzer und rasten länger in der letzten Almhütte dieser Reise; man ist ja flexibel. (GEA)

Ein Schnappschuss vom Schnappschuss bevor es weitergeht.
Ein Schnappschuss vom Schnappschuss bevor es weitergeht. Foto: Gea
Ein Schnappschuss vom Schnappschuss bevor es weitergeht.
Foto: Gea