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Wohnbaugipfel: Katastrophe nicht mehr abzuwenden

Wohnungsbau
Bundesregierung, Bau- und Wohnungswirtschaft suchen Wege zu mehr bezahlbarem Wohnraum in Deutschland. Foto: Julian Stratenschulte/DPA
Bundesregierung, Bau- und Wohnungswirtschaft suchen Wege zu mehr bezahlbarem Wohnraum in Deutschland.
Foto: Julian Stratenschulte/DPA

Die Regierung stellt noch ein paar Milliarden ins Schaufenster und schmeißt die geplante Verschärfung der Umweltvorgaben für Neubauten über Bord, um zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Der deutsche Wohnungsbau steckt in einer Depression. Anders als Krisen anderer Branchen birgt sie sozialen Sprengstoff. Wohnen wird zum Luxus.

Wer keinen alten Mietvertrag oder eigene vier Wände hat, der hat ein drückendes Problem. In den großen Städten und ihren Speckgürteln sind bezahlbare Wohnungen praktisch ausgestorben. Die Folgen sind dramatisch. Junge Leute hocken im Hotel Mama, weil sie mit einem Lehrlingsgehalt keine Bude zahlen können. Familien drängen sich mit ihren Kindern auf zu wenigen Quadratmetern, unglückliche Paare müssen zusammenbleiben, weil der Auszug zu teuer wäre. Ganz zu schweigen von den Hunderttausenden ausländischen Arbeitskräften, die in den nächsten Jahren die Lücken in Betrieben und Behörden füllen sollen. Wo sollen diese dringend benötigten Menschen leben?

Deutschland braucht ein staatliches Bauprogramm für Millionen Wohnungen, die von der öffentlichen Hand subventioniert werden. Der Staat kann ohne Profitabsicht bauen. Das Geld wäre gut angelegt. Es hilft, den sozialen Frieden zu sichern und die Effekte der Alterung der Gesellschaft zu dämpfen. Ohne günstige Wohnungen werden weniger Fachkräfte nach Deutschland ziehen, als gebraucht werden. Für einen SPD-Kanzler ist ein staatliches Wohnungsbauprogramm leicht zu begründen. Beim nächsten Baugipfel sollte Olaf Scholz ein solches Programm ausrufen.

 

politik@gea.de