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Aktuell Kommentar

Weg mit den Obergrenzen für Hausärzte

Ein Gesetz, dass die Fleißigen unter den Ärzten bestraft, kann nicht gut sein und muss weg, findet GEA-Redakteur Martin Zimmermann.

Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes auf einem Tisch.
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes auf einem Tisch. Foto: Stephan Jansen/dpa
Ein Stethoskop liegt in der Praxis eines Hausarztes auf einem Tisch.
Foto: Stephan Jansen/dpa

REUTLINGEN. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will mit einem neuen Gesetz die Hausärzte stärken. So sollen die Obergrenzen abgeschafft werden, und außerdem sollen für die Behandlung von chronisch Kranken Jahrespauschalen eingeführt werden, damit sie nicht für jedes Rezept einen Termin benötigen.

Klar ist, der Minister muss einen Spagat bewältigen zwischen dem Ausufern der Gesundheitskosten in einer alternden Bevölkerung und einer angemessenen medizinischen Versorgung. Seit Längerem beklagen die Allgemeinmediziner, dass sich Hausbesuche bei Patienten nicht rechnen, wenn ihr Budget bereits erschöpft ist. Das Obergrenzen-System bestrafte also die Fleißigen unter den Ärzten. In den Städten haben dagegen viele Menschen keinen Hausarzt mehr. Deshalb gehen sie mit gesundheitlichen Problemen zur Klinik und überfüllen dort die Notaufnahmen. Einige Krankenhäuser haben deshalb Allgemeinmediziner in Klinikpraxen angestellt. Diese Allgemeinmediziner müssen dann Menschen untersuchen, die sie zum ersten Mal sehen.

Das Gesetz Lauterbachs ist für die Hausärzte ein Schritt in die richtige Richtung aber noch kein großer Wurf. Weitere Schritte sind nötig, etwa die erleichterte Anerkennung ausländischer Ärzte oder bessere Teilzeitmöglichkeiten für Ärztinnen. Denn aufgrund des demografischen Wandels wird sich die Praxenabdeckung auf dem Land in den nächsten Jahren noch verschärfen. Weiterhin leiden die Allgemeinmediziner im Vergleich zu den Fachärzten unter mangelnder Anerkennung. Dennoch sind die Hausärzte unverzichtbar, weil sie ihre Patienten kennen und weil sie deren Vertrauen genießen. Verlässliche Ansprechpartner in Gesundheitsfragen sind unverzichtbar in Zeiten, in denen viele Menschen - etwa beim Thema Impfen - extrem verunsichert sind.

martin.zimmermann@gea.de