REUTLINGEN. In Westdeutschland sind Hinrichtungen seit 23. Mai 1949 abgeschafft. Die letzte Exekution in West-Berlin, das damals aber noch nicht zur Bundesrepublik Deutschland zählte, wurde nur wenige Tage zuvor, am 11. Mai 1949, vollstreckt. Die offiziell letzte Hinrichtung in Westdeutschland auf dem Bundesgebiet der BRD fand am 18. Februar 1949 in Tübingen statt. In vielen anderen Ländern der Welt findet die Todesstrafe auch heute noch Anwendung.
Die Menschenrechtsorganisation https://www.amnesty.at/themen/todesstrafe/todesstrafe-weltweit-2022-laenderuebersicht-zahlen-und-fakten/«>Amnesty International gibt einmal im Jahr einen Bericht heraus, der die Tötungen im Namen des Staates aufschlüsselt. Viele der Todesurteile finden darin trotzdem keine Nennung, denn Staaten wie etwa China oder Nordkorea halten ihre Hinrichtungen geheim. Doch es bestehe kein Zweifel daran, dass etwa China nach wie vor jährlich Tausende Menschen hinrichte, so Amnesty International. Die Dunkelziffer ist also sehr hoch.
883 Menschen in 20 Ländern hingerichtet
Die neusten Zahlen stammen aus dem Jahr 2022 - und die sind auch ohne Dunkelziffer erschreckend hoch. 2022 sind nach den jüngsten Angaben von Amnesty International mindestens 883 Menschen in 20 Ländern hingerichtet worden. Das sei der höchste Wert in einem Zeitraum von fünf Jahren gewesen. Zum Jahresende 2022 hätten sich weltweit mindestens 28 282 Menschen im Todestrakt befunden.
Mehr als zwei Drittel aller Staaten weltweit haben Amnesty International zufolge die Todesstrafe per Gesetz oder zumindest in der Praxis abgeschafft. Die Länder mit den meisten bekannt gewordenen Hinrichtungen 2022 waren China, Iran, Saudi-Arabien, Ägypten und die USA. In einigen Ländern wie China, Nordkorea und Vietnam sind nach Amnesty-Angaben die genauen Zahlen geheim geblieben.
Angewandte Methoden
Die Zahl der erfassten Hinrichtungen lag 2022 im Iran bei 576 (2021: 314). Von den weltweit 13 exekutierten Frauen fanden zwölf in der Islamischen Republik den Tod, eine weitere Frau in Saudi-Arabien. Der Golfstaat wiederum verzeichnete mit 196 Hinrichtungen (2021: 65) den höchsten Wert seit 30 Jahren. In den USA wurden 18 Menschen hingerichtet (2021: 11). In Afghanistan und Iran fanden mindestens drei Exekutionen in der Öffentlichkeit statt.
Nach Amnesty-Kenntnissen werden Verurteilte in Saudi-Arabien enthauptet, in Ägypten, Bangladesch, Irak, Iran, Japan, Myanmar, Singapur, Südsudan und Syrien erhängt. Giftspritzen werden in China, den USA und Vietnam verabreicht, Erschießungen gibt es in Afghanistan, Belarus, China, Jemen, Kuwait, Nordkorea, Somalia und den Palästinensergebieten. Berichte über gerichtlich angeordnete Steinigungen gab es 2022 nach Amnesty-Angaben keine.
Todesstrafe in Europa
In Europa ist Belarus der einzige Staat, der Todesurteile verhängt und auch vollstreckt. Im Jahr 2023 weitete Diktator Lukaschenko die Strafe sogar auf weitere Vergehen aus. Während zuvor nur für Mord und Terrorismus Exekutionen angeordnet wurden, gilt die Höchststrafe nun auch auf Hochverrat von Staatsbediensteten und Militärs. Auch in Russland ist die Todesstrafe zumindest formal noch nicht abgeschafft. Vollzogen wurde sie jedoch seit mehr als zehn Jahren nicht mehr, weshalb Amnesty International das Land zu den Staaten hinzurechnet, in denen die Todesstrafe nicht mehr gilt.
In allen Staaten, in denen die Todesstrafe noch vollstreckt wird, wird sie für Mord verhängt. Es können aber auch Delikte mit dem Tod bestraft werden, bei denen die Geschädigten nicht selbst zu Tode kamen. Knapp 40 Prozent der Hinrichtungen basieren laut Amnesty International 2022 aber auf Drogendelikten, etwa in China, Iran, Saudi-Arabien oder Singapur. Die Anwendung der Todesstrafe bei dieser Art von Delikten verstößt gegen das Völkerrecht und internationale Normen. In Saudi-Arabien steht außerdem auf Prostitution die Todesstrafe, in Pakistan kann Ehebruch zur Exekution führen und in Vietnam steht laut Amnesty International auf die Weitergabe von Zahlen zur Todesstrafe sogar die Todesstrafe. (GEA/dpa)