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Was kann Telemedizin schon?

Die Telemedizin soll den Gesundheitsmarkt revolutionieren und dem Ärztemangel etwas entgegensetzen. Doch was kann die Ferndiagnose per Video, Foto oder Telefon überhaupt schon?

Ob digitales E-Rezept oder virtuelle Sprechstunde, die Telemedizin kann schon einiges.
Ob digitales E-Rezept oder virtuelle Sprechstunde, die Telemedizin kann schon einiges. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa
Ob digitales E-Rezept oder virtuelle Sprechstunde, die Telemedizin kann schon einiges.
Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

REUTLINGEN. Dieser Ausschlag will einfach nicht verschwinden, doch ein Termin beim Hautarzt zu bekommen ist fast unmöglich. Da kann die Telemedizin helfen. Per Ferndiagnose kann so entschieden werden, ob ein Arztbesuch überhaupt notwendig ist. Auch wenn der Weg zum Doktor beschwerlich ist oder Ansteckungen vermieden werden sollen, kann eine Videosprechstunde helfen. Doch was kann die Telemedizin heute überhaupt schon alles? Eine Übersicht.

Was ist Telemedizin überhaupt?

Telemedizin bezeichnet Gesundheitsdienste mittels digitaler Technologie. Diagnosen, Beratung oder auch die Bewertung von Patientendaten erfolgen über technische Hilfsmittel, sodass Ärzte oder anderes medizinisches Fachpersonal und Patienten nicht unbedingt am selben Ort sein müssen. Auch ein gemeinsamer Termin ist nicht unbedingt nötig. Zur Telemedizin zählen Videosprechstunden, Telemonitoring - also Fernüberwachung medizinischer Daten, Teletherapie und auch das Telekonsil, bei dem sich Ärzte untereinander austauschen.

Bei einem Ausschlag kann zum Beispiel schon der Online-Service bei der Techniker-Krankenkasse helfen, den Hautarztbesuch zu verm
Bei einem Ausschlag kann zum Beispiel schon der Online-Service bei der Techniker-Krankenkasse helfen, den Hautarztbesuch zu vermeiden. Beim Verdacht auf Hautkrebs, sollte der Arzt aber besser aufgesucht werden. Foto: Eva Manhart/dpa
Bei einem Ausschlag kann zum Beispiel schon der Online-Service bei der Techniker-Krankenkasse helfen, den Hautarztbesuch zu vermeiden. Beim Verdacht auf Hautkrebs, sollte der Arzt aber besser aufgesucht werden.
Foto: Eva Manhart/dpa

Welche Vorteile hat die Telemedizin?

Gerade in ländlichen Regionen herrscht oft ein großer Ärztemangel. Gerade hier verspricht die Telemedizin Abhilfe. Denn kleine Zipperlein lassen sich so schnell und unkompliziert von zu Hause aus per Videosprechstunde klären. Auch chronisch kranke Menschen oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität kann so der beschwerlichen Gang zum Arzt das ein oder andere Mal erspart werden. Zudem werden so Ansteckungen vermeiden. Auch Präventionsprogramme oder Therapiemaßnahmen können von Apps überwacht oder teilweise übernommen werden. Die Krankenkassen sprechen davon, dass die Patienten durch die Telemedizin selbstbestimmter mit ihrer Vorsorge und Erkrankung umgehen könnten. Auch Behandlungsabläufe oder Verschlechterungen im Gesundheitszustand besser erkannt werden.

Welche Risiken gibt es?

Bis die Telemedizin tatsächlich ihre ganze Wirkung entfalten kann, müssen noch viele Hürden genommen werden. So ist das Internet in vielen Regionen Deutschlands noch zu schlecht. Außerdem haben vor allem ältere Menschen noch wenig Erfahrung im Umgang mit digitalen Technologien. Werden Geräte falsch bedient oder Daten falsch übermittelt, kann dies etwa zu Fehldiagnosen oder auch Fehlbehandlungen führen. Und dann gibt es da natürlich noch den Datenschutz. Gesundheitsdaten sind hochsensibel und schützenswert. Daher müssen die Übertragungswege der Daten sicher sein. Außerdem ist streng geregelt, wer auf die Daten zugreifen darf. Das alles einzuhalten ist aber kompliziert und stellt die Anwender immer wieder vor Herausforderungen. Es gilt außerdem: Telemedizin wird den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient nicht vollständig ersetzen können. Manche Diagnosen sind nur bei einer Behandlung vor Ort möglich. Außerdem dürfen Ärzte per Videosprechstunde zumindest aktuell keine ganz neuen Rezepte sondern nur Folgerezepte ausstellen. Doch egal ob neu oder Folgerezept, das Rezept an sich darf seit Anfang Juli dieses Jahres auch digital als E-Rezept ausgestellt werden.

 

Wo wird Telemedizin schon eingesetzt?

Viele Krankenkassen bieten bereits Videosprechstunden an, darunter etwa die Techniker Krankenkasse (TK), die Barmer und die DAK. Die TK bietet außerdem eine Möglichkeit bei Hautproblemen eine erste Diagnose per Online-Haut-Check zu machen. Wer nicht lange auf einen Termin beim Hautarzt warten kann oder will, der kann Fotos der betroffenen Stelle in sein Konto bei der TK hochladen und bekommt innerhalb von 48 Stunden eine Antwort von einem Hautarzt.

Ein weiteres Angebot der Telemedizin sind außerdem die »Stroke Units«, die bei Schlaganfällen helfen. Gerade in ländlichen Gebieten fehlt es oft an Spezialisten, die bei einem Schlaganfall die richtigen Notfallmaßnahmen einleiten können. Durch digitale Stroke-Units stehen die Notfallsanitäter vor Ort durch eine Konferenzschaltung mit einem Neurologen aus einem Spezialklinikum in Kontakt. So kann wertvolle Zeit auf dem Weg ins Krankenhaus genutzt werden.

Hilfe für Herzpatienten und Diabetiker

Herzpatienten mit Herzinsuffizienz, die einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator implantiert haben, können schon heute ihre Geräte über Telemedizinplattformen überwachen lassen. Außerdem lassen sich auch Blutdruck, Sauerstoffsättigung oder Herzfrequenz von zu Hause messen und digital an die behandelnden Ärzte übermitteln, so können diese bei Problemen schnell reagieren und die Behandlungen auch schon anpassen, bevor es überhaupt zu Problemen kommt. Bei Diabetikern gibt es ähnliche Programme, bei denen mittels Telemedizin Daten gesammelt und ausgewertet werden, um die Behandlung effizienter zu gestalten.

Seit Inkrafttreten des Digitale Versorgung-Gesetzes im Jahr 2019 können Apps, also digitale Gesundheitsanwendungen, auch verschrieben werden. Ein Programm kann etwa Adipositas Patienten helfen ihr Gewicht langfristig zu reduzieren, andere bieten psychologische Online-Trainings an oder helfen bei Schlafstörungen.

Welche digitalen Angebote es schon gibt und welche gerade getestet werden, findet man im Interoperabilitätsverzeichnis des deutschen Gesundheitswesens, kurz "vesta". In dessen Informationsportal sind bundesweite Telemedizin-Projekte erfasst. (GEA)