REUTLINGEN. Nun herrscht Klarheit: Sahra Wagenknecht gründet eine neue Partei. In Umfragen werden einer migrationskritischen, klimamoderaten, aber arbeitnehmerfreundlichen Gruppierung mit der charismatischen Anführerin bis zu 20 Prozent gegeben. Doch für eine echte Prognose, ob die Partei Erfolg hat, ist es zu früh.
Sahra Wagenknecht ist ebenso wie Wolfgang Kubicki oder Boris Palmer eine Politikerin deren Medienpräsenz ihre tatsächliche Bedeutung übersteigt. Für die Medien war sie als Rebellin gegen die Parteilinie interessant. Sie war immer besser darin, ätzende Kritik zu äußern, als Mehrheiten zu organisieren. So war sie nie Ministerin und auch ihre überparteiliche Bewegung »Aufstehen« floppte.
Dennoch - die Zeiten stehen gut für neue Parteien. Das zeigt einerseits der Erfolg der AfD in Deutschland, andererseits aber auch der Blick ins Ausland. Emmanuel Macron wurde in Frankreich mit einer Parteineugründung Präsident. Auch die dänischen Sozialdemokraten unter Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sind mit linken und migrationskritischen Positionen seit Jahren erfolgreich.
Für den Erfolg einer Wagenknecht-Partei sind zwei Faktoren entscheidend. Der eine ist das Personal. Welche namhaften Politiker treten der neuen Partei bei? Ein Boris Palmer hat bereits gezeigt, dass er Wähler überzeugen kann. Der andere Faktor sind die Wahlen in Ostdeutschland im nächsten Jahr. Sollte eine Wagenknecht-Partei etwa in Thüringen ein Ergebnis um die 20 Prozent einfahren, wie es ihr derzeit prognostiziert wird, muss sie sich entscheiden: Regierungsbeteiligung oder Fundamentalopposition?