REUTLINGEN. Wer bekannt werden will, der darf den Konflikt nicht scheuen. Das ist in der Politik ein bewährtes Mittel, um für sich und seine Positionen Aufmerksamkeit zu erringen. Der Thüringer CDU-Landeschef Mario Voigt ist dieses Wagnis eingegangen und hat sich auf ein TV-Duell mit dem AfD-Rechtsaußen Björn Höcke eingelassen. Sein Mut macht den bisher eher blassen Landesvorsitzenden aus Thüringen zu einem bundesweit bekannten CDU-Politiker, der zeigt, dass man mit der AfD auch anders umgehen kann als sie auszugrenzen und totzuschweigen.
Mario Voigt hat sich gut geschlagen und Björn Höcke beim TV Duell nicht die Bühne überlassen. Er hat widersprochen und versucht zu zeigen, dass die CDU echte Lösungen anbietet, während die Populisten nur die Wut schüren. Dadurch trägt er zur Entzauberung von Björn Höcke bei, der sich wie der Lord Voldemort des Politikbetrieb aufführen konnte. Gerade diejenige, die unentwegt vor dem Rechtsaußen warnten und ihn als Inkarnation des Bösen überhöhten, haben dazu beigetragen, dass er dieses Bild pflegen konnte. Vogt hat gezeigt, dass man vor Höcke keine Angst haben muss, weil er als Politiker inhaltlich nicht viel mehr zu bieten hat als Parolen.
Das TV-Duell in Thüringen ist eine Wegmarke für einen neuen Umgang mit der AfD. Die Taktik der Ausgrenzung läuft schon lange ins Leere. Das zeigen die Umfrageergebnisse. Davon profitieren nur die Populisten, um sich als Opfer zu stilisieren. Auch das Argument, ihnen keine Bühne zu überlassen, läuft ins Leere. Die AfD erreicht ihre Wähler nicht über das Fernsehen, sondern über das Internet. Es ist Zeit, die AfD inhaltlich zu stellen und ihnen die Wähler abzunehmen. Das gelingt nur, wenn man die Ängste der Wähler ernst nimmt und gute Lösungen für brennende Fragen wie Migration, Wohlstand und Energiewende anbietet. Diese Sorgen zu ignorieren, ist falsch. Es macht die AfD stark und ist die eigentliche Gefahr für die Demokratie und das Parteiensystem.