REUTLINGEN.. Die USA haben eine neue Hinrichtungsmethode. Ein Auftragsmörder, dessen Exekution mit einer Giftspritze scheiterte, weil die Henker keine Vene in seinem Arm fanden, erstickte durch die Zufuhr von Stickstoff mit einer Gesichtsmaske. Kritiker beschrieben das Zappeln des Mannes vor seinem Tod als grausam.
Die amerikanische Verfassung verbietet »grausame und unverhältnismäßige« Hinrichtungsmethoden. Die Gerichte stuften immer wieder bestimmte Tötungsmethoden als grausam und unverhältnismäßig ein. Deshalb kam es zwischen 1967 und 1976 fast neuneinhalb Jahre lang zu einer Aussetzung der Todesstrafe. Auch haben 23 von 50 Bundesstaaten der USA die Todesstrafe abgeschafft, in einigen weiteren Bundesstaaten gibt es sie nur noch theoretisch, wird aber nicht mehr angewandt. Alabama, das nun die neue Exekutionsmethode testete, gehört zu den konservativen Südstaaten, in denen die meisten Menschen hingerichtet werden.
Bisher wurden die meisten Menschen mit der Giftspritze exekutiert. Doch Ärzte und Krankenschwestern dürfen wegen des hypokratischen Eides keine Tötungen durchführen und europäische Pharmafirmen weigerten sich, die entsprechenden Medikamente an die USA zu liefern. Die Stickstoff-Methode löst nun dieses technische Problem. Sie löst aber nicht das moralische Problem, dass sich etwa 500 Todeskandidaten in den USA - so Amnesty International - seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 im Nachhinein als unschuldig herausstellten. Die USA sollten überdenken, ob sie das Vorbild für ihr Gerechtigkeitssystem in Diktaturen wie China, Iran, Saudi-Arabien und Nordkorea oder in den westlichen Demokratien sehen wollen.