VON BETTINA JEHNE
Wie tragisch ist dieser Fall! Ein Mann geht dazwischen, als mehrere Halbstarke körperlich weit unterlegene Kinder bedrohen. Er verständigt per Handy die Polizei. Er handelt besonnen und mutig. Wenig später ist er tot - totgeprügelt und totgetreten von zwei 17 und 18 Jahre alten Jugendlichen. Eine grausame, eine völlig sinnlose Tat.
Dem Opfer gehört unser aller Respekt. Der Münchner hat es nicht verdient, dass Politiker jeglicher Couleur diesen grauenvollen Vorfall nun missbrauchen, um mit dem Ruf nach neuen Gesetzen und härteren Strafen - zumal kurz vor der Bundestagswahl - wieder einmal in die Schlagzeilen zu kommen. So reflexartig diese altbekannte und deshalb nicht weniger populistische Forderung auftaucht, so schnell ist sie wieder vergessen. Bis zum nächsten furchtbaren Fall.
Natürlich müssen die Täter hart bestraft werden. Aber dafür muss man nicht die Gesetze verändern. Die deutschen Richter haben genügend Spielraum beim Strafmaß. Und zu einer humanen Gesellschaft gehört es auch, dass sie Heranwachsenden manchmal noch eine Chance geben. Vielleicht tun sie es zu oft. Darüber kann und sollte man reden, aber ohne Polemik. Und vor allem, ohne damit auf Wählerstimmen-Fang zu gehen.
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