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Sunak geht zum Angriff über

Umfragen sehen den Premier auf Pleite-Kurs. Doch beim ersten TV-Duell im britischen Wahlkampf punktet er

Punktsieg für Premierminister Rishi Sunak.  FOTO: JONATHAN HORDLE/ITV/PA MEDIA/DPA
Punktsieg für Premierminister Rishi Sunak. FOTO: JONATHAN HORDLE/ITV/PA MEDIA/DPA
Punktsieg für Premierminister Rishi Sunak. FOTO: JONATHAN HORDLE/ITV/PA MEDIA/DPA

SALFORD. Das war die Gelegenheit, die Sache noch einmal spannend zu machen. Die Regierungspartei der britischen Konservativen liegt in allen Umfragen weit hinter Labour. Auch die beiden ersten Wochen im Wahlkampf für den Urnengang am 4. Juli konnten daran nicht rütteln. Da bot das TV-Duell im Fernsehsender ITV zwischen Premierminister Rishi Sunak und Oppositionsführer Keir Starmer die Chance für den Regierungschef, die Dynamik zu ändern. Auf den ersten Blick scheint es Sunak gelungen zu sein: Eine Blitzumfrage direkt nach der Debatte am Dienstagabend, wer der Gewinner im TV-Duell gewesen sei, sah den Premier leicht vorne: 51 zu 49 Prozent.

Verkehrte Welt, vertauschte Rollen: Bei dem Schlagabtausch vor den Augen der Nation spielte der Amtsinhaber den jugendlichen Herausforderer, der seinen Gegner ein ums andere Mal frontal angriff. Starmer dagegen wollte vor allem staatsmännisch wirken: gereift, gemessen, fast gravitätisch. Aber auch er hielt mit Attacken nicht zurück. Doch Sunak ging zuerst in die Offensive. Er habe einen »klaren Plan« für das Land, während man bei Labour nicht wisse, was die Partei vorhabe.

Sunak warnt vor Steuererhöhung

Nur eines wisse man: »Sie werden die Steuern erhöhen«, sagte Sunak, »es ist in ihrer DNA«. Acht Mal wiederholte er, dass unter einer Labour-Regierung für jede Familie im Land die jährliche Steuerlast um 2.000 Pfund, rund 2.340 Euro, steigen werde. »Wenn Sie denken, dass Labour gewinnt«, wandte er sich ans Publikum, »beginnen Sie, Geld zu sparen«.

Starmer war wohl zu baff, um darauf schnell genug zu reagieren. Erst später in der Debatte, nach mehrmaliger Wiederholung der »2.000-Pfund-Steuererhöhung«, stritt er vehement ab, dass Labour dergleichen Pläne habe: »Absoluter Müll!« Tatsächlich ist die Behauptung von Sunak umstritten, denn sie stützt sich auf unbewiesene Annahmen, wie viel die Politikvorhaben von Labour kosten werden. »Er erfindet Dinge, während er spricht«, sagte Starmer über den Premier. Aber da war der Schaden schon angerichtet und die Warnbotschaft von Sunak bei den Wählern im Saal und denen draußen im Land vor den Fernsehschirmen angekommen. Starmer hingegen griff vor allem die Bilanz der Tory-Regierung über die letzten 14 Jahre an. Als »Chaos und Kontrollverlust« bezeichnete er sie und wies auf die teils katastrophale Regierungsführung von Boris Johnson und der Kürzestpremierminsterin Liz Truss hin.

Millionen warten auf Behandlung

Aber auch unter Sunak seien die Dinge nicht besser geworden. Stichpunkt: der Nationale Gesundheitsdienst. Sunak habe versprochen, dass die Rekord-Wartelisten in seiner Amtszeit sinken würden. Tatsächlich seien sie von 7,2 Millionen Briten, die auf eine Behandlung warten, auf 7,5 Millionen angestiegen. Nein, die Listen werden kürzer, entgegnete der Premier.

Was er meinte: seit dem letzten September, als die Zahlen noch höher waren als jetzt. Doch das ändert nichts daran, dass sie, seitdem Sunak vor anderthalb Jahren ins Amt kam, um 300.000 gestiegen sind. Sunaks eigenwillige Interpretation der Zahlen quittierte das Publikum im Saal mit Gelächter. (GEA)