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Nigel Farage: Achter Versuch, ins Parlament zu kommen

Nigel Farage will bei den Wahlen antreten und anschließend die Konservativen übernehmen.

Nigel Farage gilt als einer der einflussreichsten Politiker des Königreichs.  FOTO: FULLER/PA WIRE/DPA
Nigel Farage gilt als einer der einflussreichsten Politiker des Königreichs. Foto: Fuller/PA Wire/dpa
Nigel Farage gilt als einer der einflussreichsten Politiker des Königreichs.
Foto: Fuller/PA Wire/dpa

LONDON. »Mister Brexit« ist zurück. Nigel Farage, der Rechtsausleger und Europa-Hasser, der entscheidenden Anteil beim Gewinn des Brexit-Referendums hatte, will nun doch bei den Parlamentswahlen in Großbritannien antreten. Der 60-Jährige übernimmt den Parteivorsitz von Reform UK und stellt sich in Clacton, einem Badeort an der englischen Ostküste, zur Wahl. Es ist sein achter Versuch, ins Parlament zu gelangen. Sieben Mal ist er bisher gescheitert, doch diesmal sehen ihn die Buchmacher als klaren Favoriten, den Wahlkreis zu gewinnen. Seine Kandidatur läuft auf ein Horror-Szenario für die Regierungspartei der Konservativen hinaus. Reform UK wird dadurch massiv aufgewertet. Die Torys bekommen Konkurrenz von rechts und sehen am 4. Juli einer beispiellosen Niederlage entgegen. Genau darauf hofft Farage. Nach den Wahlen will er erklärtermaßen die Konservativen übernehmen.

Einflussreich ohne öffentliches Amt

Farage darf als einer der einflussreichsten Politiker des Königreichs gelten, obwohl er nie ein nationales öffentliches Amt bekleidet oder im Unterhaus gesessen hat. Er hat jedoch fünf Wahlen als Europa-Abgeordneter gewinnen können. Und zuerst als Vorsitzender der Ukip-, dann der Brexit- und jetzt der Reform-UK-Partei mischt er die Politszene von rechts auf und treibt die Konservativen vor sich her. Sein Erfolg im Jahr 2015, als er bei den Europawahlen 3,9 Millionen Stimmen einsammelte, hatte Premierminister David Cameron dazu gezwungen, das verhängnisvolle Brexit-Referendum anzusetzen. Ohne Farage wäre Großbritannien heute noch Mitglied der EU.

Der Rechtspopulist ist in Großbritannien bekannt wie ein bunter Hund. Laut einer YouGov-Umfrage kennen 98 Prozent der Briten diesen Politiker, auch wenn ihn nur 38 Prozent mögen und 42 Prozent ablehnen. Seine Fans lieben die Anti-Establishment-Attitüde des überzeugten Biertrinkers und Kettenrauchers. Man schätzt den leidenschaftlichen Patriotismus des Mannes, und viele stört es nicht, wenn dabei auch etwas Fremdenfeindlichkeit mitschwingt. Seine Reform-Partei wird bei den Wahlen am 4. Juli nicht viele Sitze gewinnen können, denn das britische Mehrheitswahlrecht diskriminiert kleinere Parteien.

Am Ende profitiert die Labour-Partei

Aber Reform wird den Konservativen viele Stimmen wegnehmen und somit Labour helfen. »Ein Desaster«, kommentierte James Frayne, ehemaliger Berater der Konservativen Partei. Reform werde einen »bedeutenden Einfluss in vielen Dutzenden Sitzen haben, indem die Stimme für die Konservativen genügend gemindert wird, um ihren Sieg zu verhindern«. Farages Ankündigung kam ausgerechnet an dem Tag, an dem YouGov eine MPR-Meinungsumfrage veröffentlichte. Danach verlieren die Torys 60 Prozent ihrer Sitze und werden nur noch 140 Mandate halten. Das käme Farage gerade zupass. Wenn die Konservativen nach der Wahl entscheidend geschwächt sind, kann sich der Rechtspopulist als Retter anbieten. Er werde die Torys »übernehmen«, hatte Farage am Wochenende erklärt. Das mag vermessen klingen, aber der britische Mini-Trump konnte schon beim Brexit unter Beweis stellen, wozu er fähig ist. (GEA)