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Aktuell 3 Fragen

»Mit Europa ist es wie mit der Liebe«

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, ist heute Abend Hauptredner beim Neujahrsempfang des Reutlinger Kreisverbands der FDP im Domino-Haus. GEA-Redakteur Oliver Jirosch hat dem 41-Jährigen im Vorfeld drei Fragen gestellt.

Marco Buschmann
Marco Buschmann Foto: Privat
Marco Buschmann
Foto: Privat

1 Herr Buschmann, Sie gelten als engster Vertrauter von FDP-Chef Christian Lindner. Wie ist es denn, mit solch einem Alpha-Tier zusammenzuarbeiten, haben Sie da überhaupt eine Chance, eigene Ideen einzubringen?

Marco Buschmann: Gerade weil Christian Lindner eine starke Führungspersönlichkeit ist, ist er für gute Argumente sehr zugänglich. Die berühmt-berüchtigte Beratungsresistenz, die man vielen Politikern nachsagt, ist nach meiner Erfahrung eher ein Zeichen von Unsicherheit und Schwäche. Ich kann mich jedenfalls nicht darüber beklagen, dass meine Meinung ohne Einfluss bliebe.

2 Die Wirtschaftswoche hat Sie als Lindners Schattenmann fürs Strategische bezeichnet. In drei ostdeutschen Bundesländern sind dieses Jahr Landtagswahlen. Wie sieht denn da die Strategie der bislang dort nicht sonderlich erfolgreichen FDP aus?

Buschmann: Wir werden in alle drei Landtage einziehen. Da bin ich mir sicher und die Umfragen bestätigen mich darin. Denn die Menschen dort wünschen sich eine Partei, die dem Osten mehr als Mitleid bietet. Wir sind stolz auf das, was die Menschen dort erreicht haben, und wissen zugleich, dass die Lage vielerorts besser sein könnte. Viele vergessen aber, dass es in Teilen des Ostens Vollbeschäftigung gibt. Die Handwerksbetriebe und Mittelständler suchen händeringend qualifizierte oder qualifizierbare Leute. Daher setzen wir uns für gute Bildung ein. Aber wir setzen uns auch offensiv für ein Einwanderungsrecht ein, das es Qualifizierten leichter macht, Kriminellen aber schwer. Die Digitalisierung müssen wir als Chance für den ländlichen Raum als Platz zum Leben und Arbeiten begreifen. Der Strukturwandel, den der Kohleausstieg im Osten mit sich bringt, verlangt nach viel wirtschaftlichem Sachverstand in der Politik. Dafür stehen wir und unsere Kandidaten im Osten.

3 Und welche Strategie würden Sie wählen, um den Menschen die Bedeutung eines geeinten Europa wieder näher zu bringen, oder ist die EU gar nicht mehr so wichtig?

Buschmann: Mit Europa ist es ein wenig wie mit der Liebe oder der Gesundheit. Man weiß sie manchmal erst dann richtig zu schätzen, wenn man sie eines Tages verliert. Darauf wollen wir es bei Europa nicht ankommen lassen. Denn jeder kann täglich in der Zeitung verfolgen, in welches Chaos der Brexit das Vereinigte Königreich stürzt. Die in Davos versammelte Wirtschafts-Elite warnt zugleich vor den Folgen für die gesamte Weltwirtschaft, die bereits spürbar sind. Europa bringt Frieden, Freiheit und Wohlstand. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. (GEA)